Auf ein Wort
Liebe Leserin,
manchmal setze ich mich hinaus in den Pfarrgarten in diesen Tagen. Dann schließe ich meine Augen.
Vögel zwitschern. Ich höre es rascheln im Laub: eine Wühl-, oder Spitzmaus vielleicht. Und dann meine ich noch etwas zu hören. Ich höre, wie da einer brummt: „Der Wind heult; kitzelt mich. Die Herbstsonne wärmt mein Haupt. Meine Wurzeln reichen tief. Ich bleibe hier; selbst, wenn es regnet, stürmt oder schneit. 100 Jahre, 200 Jahre – Was sind da schon noch ein paar Tage mehr?“ Ich öffne die Augen und schaue hin.
„Zeit.“, denke ich, „Wie würdest du, liebe Rotbuche, über Zeit denken?“ Die Rotbuche im Pfarrgarten, die ich jetzt jeden Tag bestaune, hat Zeit. Vermutlich hat sie schon 200 Jahre gesehen: zwei Weltkriege, das Kaiserreich; und so viele Pastoren und Pastorinnen vor mir. Doch oft lebe ich in anderen Zusammenhängen; im Hier und Jetzt. Oft gleicht mein Leben viel mehr einem Hetzen, um noch die letzte Sekunde rauszuholen. Dabei brauche ich Zeit; auch für mich. Die Rotbuche hat davon genug. Bäume haben genug davon. Sequoia – d.h. Mammutbäume in den USA – erreichen locker ein Alter von bis zu 3000 Jahren. Vor 3000 Jahren saß vermutlich noch König David auf dem Thron. Ich eile derweil von Termin zu Termin. Was täte ich dafür eine Eiche zu sein. Die können hierzulande 1000 Jahre alt werden: d.h. sie haben Ritterheere und Burgfräulein gesehen. Geht es Ihnen auch so, liebe Leserinnen und Leser, dass Sie sich manchmal mehr Zeit wünschen?
Zeit gibt es aber nur in 24-Stunden-Einheiten. So ist es müßig sich darüber Gedanken zu machen. Doch was wir tun können, ist uns immer wieder bewusstwerden, was uns gegeben ist. Wenn ich das tue im Pfarrgarten dieser Tage, hinhorche und mir Zeit nehme, dann mischt sich ein anderer Klang in mein Leben hinein: Meine Zeit steht in deinen Händen. […] Gott, du wirst bei mir sein. (Lied: P. Strauch, nach Ps 31,16). Dann komme ich zur Ruhe.
Alle Zeit – selbst die der Ältesten – findet ihren Ursprung und ihr Ziel in Gott. Das ist tröstlich. Kommen Sie gut durch den Herbst und nehmen Sie sich Zeit für sich.
Ihr Pastor, Patrick Haase
Liebe Leserin, lieber Leser,
es ist Sommer und das heißt auch für unsere Gemeinde hier in der Südheide, St. Katharinen Knesebeck, aufzuatmen. Der Wind der Frische weht mir sinnbildlich entgegen, wenn ich dieser Tage von Ort zu Ort fahre, um die Region kennenzulernen. Hochzeiten und Feste werden überall gefeiert. Das Strandbad lockt. Es ist eine freie Zeit, in der ich neu als Pastor beginne.
Ich denke dabei oft daran, was Freiheit eigentlich für mich bedeutet. Kaum eine Zeit verkörpert so sehr den Wunsch nach Freiheit wie das 20. Und 21. Jahrhundert. Das ging und geht leider auch mit Gewalt einher. Gerade das evangelisch-lutherische Christentum trägt zu diesem Bild bei, denn oft versteht es sich als „Religion der Freiheit“. Doch ich stelle mir dieser Tage auch die Frage, inwieweit christliche Freiheit mit der Freiheit im Volksmund vereinbar ist. Martin Luther schrieb einst: „Ein Christenmensch ist ein freier Herr aller Dinge und niemanden untertan. Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan.“ Mit dieser paradoxen Formulierung hat er gemeint, so denke ich, dass die christliche Freiheit von jeder weltlichen Autorität – Papst und Kaiser – eine Richtung besitzt. Sie zielt auf den Dienst an Gott und dem Nächsten.
Nun ist es so: Den Kaiser gibt es nicht mehr. Der Papst ist nicht mehr der Feind von einst. Es gibt daher unzählige Versuche Luthers Worte in die heutige Zeit zu übertragen. Eines ist mir dabei klar. Ohne christliche Gewissensfreiheit, wie sie Luther einst gegenüber dem Papst und dem Kaiser eingeklagt hat, gebe es kaum die heutige Freiheit der Menschenrechte. Ohne diese gebe es keine Meinungsfreiheit, Religionsfreiheit und auch die anderen bürgerlichen Freiheiten nicht. Es wäre eine Harmonisierung, wenn wir alle Freiheitsrechte als christlich bezeichnen würden. Doch umgekehrt können wir für uns Christen und Christinnen beanspruchen, dass christlich sein nur geht, wenn wir die uns geschenkte Freiheit auch wertschätzen. Das heißt für mich: Für die Demokratie eintreten; gerade in einem so genannten Superwahljahr und in einer Zeit aufgeheizter Stimmung.
Was wäre also eine rechte Rede von Freiheit in unserer Zeit? Ich glaube, dass wir in der Welt der Folgen von Freiheit leben. Folgen sind unauflösbar mit ihren Ursachen verbunden. Weder verantwortlich zu handeln noch die uns geschenkten Freiheit zu genießen, ist ein christliches Privileg. Doch wir wissen, dass wir unsere Freiheit einem anderen verdanken.
Ich wünsche Ihnen eine freie Sommerzeit in Gottes Händen. „Der Herr ist der Geist; wo aber der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit.“ (2. Kor 3,17)
Ihr Pastor, Patrick Haase
Liebe Gemeinde
Dankbar und froh
Heute blicke ich zurück auf ein gutes Jahr und freue mich, dass es mit Pastor Patrick Haase gut weitergeht. Für mich war dieses gemeinsame Jahr in Eutzen, Knesebeck, Schönewörde und Vorhop und der Region voller Überraschungen. So viele engagierte Ehrenamtliche im Kirchenvorstand, in den Kreisen, der Kinder- u. Jugendarbeit und in den Vereinen und der politischen Gemeinde – und immer war ich willkommen! Das hat gut getan und viel Freude gemacht.
Dazu ein gutes Team der Hauptamtlichen. Wir haben aufeinander gehört, miteinander gearbeitet …. Und hatten immer die Menschen im Blick. Viele Gespräche mit der Gemeindesekretärin, Barbara Gehrmann, haben mich gelehrt genau hin zu sehen und zu prüfen, was der Gemeinde gut tut und passt. Sie hat die Menschen in der Gemeinde gut im Blick. Dabei durfte ich auch eigene Ideen und Projekte einbringen. Nicht alle waren erfolgreich. Der Mut gemeinsam etwas aus zu probieren war beeindruckend. Ein großer Dank an den Kirchenvorstand, das Team und die Kollegen Pastor Herterich und Pastor Klein.
Den Weg von Wolfsburg nach Knesebeck (oft 6x in der Woche) habe ich gern gemacht, denn mich erwarteten gute Begegnungen, Gespräche und viel Wohlwollen. Und ich freue mich für Patrick Haase, weil er dies nun auch erleben kann. Überrascht hat mich die tolle Musik und die schönen Gottesdienste mit Irina Binder und Stefanie Barnieske. So vielseitig, frisch und unkompliziert. Und immer war da eine gute Hand, die mir einen Tipp gab, oder Bescheid wusste. Danke Martina.
Ich denke, dass der Geist dieser Kirchengemeinde sich besonders gut in der Kinder- und Jugendarbeit zeigt. Christina vom Brocke hat da viel investiert und es trägt gute Frucht. Tabea, Talia und Merle haben es geschafft, dass auch die Konfirmandenzeit für die Jugendlichen und für mich zu einer glücklichen Zeit wurde. Viele gute Traditionen habe ich kennen und schätzen gelernt. All dies nehme ich mit. Besonders die vielen guten Begegnungen und gemeinsamen Erlebnisse. Ich war fasziniert von der Liedauswahl beim Strandbadgottesdienst. „Heute hier morgen dort“ habe ich schon in meiner Jugend mit Begeisterung gesungen.
Und es stimmt ja – wir hatten eine schöne, aber kurze Zeit. Trotzdem denke ich heute anders als in der Jugendzeit. Ich denke, dass wir einander im Sinn bleiben. Ich jedenfalls behalte euch dankbar in Erinnerung und im Herzen und sage gern Auf-wieder-sehen.
Johannes Thormeier, P.
Liebe Gemeinde,
Ostern mit Blumen erzählen?
– das geht, wenn man auf die richtige Schule geht. Ich gehe auf die Peter-Pan-Schule, für Kinder mit körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen und habe es erlebt. Anne Zimmermann hat uns in der Religions-AG die Ostergeschichte mit Blumen erzählt. Am Anfang und am Ende war Freude und Jubel.
Als Jesus in Jerusalem einzog gab es ein herzliches Willkommen. Dafür stehen die grünen Zweige. Grün ist die Farbe der Hoffnung. „Wir dachten er würde Israel erlösen!“ Doch die Stimmung kippte schnell, weil Jesus die Erwartungen der Menschen nicht erfüllte. Jesus bringt keinen Umsturz und keine Gewalt gegen die Feinde. Er vertreibt nicht die Römer aus dem Land. Stattdessen lässt er sich gefangen nehmen und kreuzigen. Das verstand keiner. Und viele verstehen es bis heute nicht. Denn wer es verstehen will, der muss anders leben.
Im Blumenstrauß ist Jesus in der Mitte die rote Rose. Rot für die Liebe. Und eine Rose, weil sie Dornen hat. Wer liebt, der leidet auch. Gott liebt diese Welt! Und er lässt sich diese Liebe etwas kosten. Er ist bereit Ablehnung zu ertragen und zu sterben. So zeigt er uns allen, dass seine Liebe größer ist als der Hass und die Feindschaft. Und dass sie allen Menschen gilt. Nicht nur denen, die wir auch gut finden. Nicht nur Frankreich, auch Russland; und nicht nur Familie Thormeier, sondern auch Putin und Trump und alle anderen …. Seine Liebe gilt allen Menschen, ohne Vorbedingung.
Die gelben Blumen stehen für die Osterfreude und für die Freunde Jesu. Freunde nehmt er die, die bereit sind ihm darin nachfolgen und Liebe statt Hass zu verkündigen und zu leben. So werden die Christen zum Licht der Welt. Die Osterzeit ist die längste Zeit im Kirchenjahr. Sie geht bis Pfingsten. In diesem Jahr bis Mitte Mai.
Es dauert etwas bis seine Freunde verstehen und ihm folgen. Jesus gebraucht einmal das Gleichnis vom Mehl und Sauerteig. Es dauert bis das Mehl ganz durchsäuert ist. Es dauert auch in unserem Leben bis wir diese Botschaft nicht nur verstehen, sondern auch leben können.
Unser Gebet an jedem Morgen und Abend: Herr, lehre mich Deine Liebe leben. –
Mit herzlichen Grüßen P. Joh. Thormeier
Liebe Gemeinde,
Liebe Gemeinde,
auf zahllosen Ackerflächen steht Wasser, die Kriegshandlungen werden in mehreren Ländern unserer Welt eher mehr als weniger und insgesamt ist die Stimmung derzeit ziemlich am Boden. Diese Realität fällt einem klar ins Auge.
Heute suchen radikale und aggressive Kräfte rücksichtslos nach Nischen in der Gesellschaft unseres Landes, um sich einzunisten in den Köpfen, sich breitzumachen unter den Menschen und immer wieder ihre Tentakel auszustrecken, ob nicht hier oder dort ein neues gefährlich-reaktionäres Netzwerk an Boden gewinnen kann.
Aber was setzt unsere Kirchengemeinde dem entgegen?
Wir haben einen Satz für 2024, der sich tief verbindet mit allem, was wir als Botschaft in unseren Predigten sagen, was wir in Gruppentreffen auszuleben und was wir unseren Konfirmanden und Kleinkindern beizubringen versuchen und sich in jedem Handeln unserer Gemeinde finden lässt:
"Alles was ihr tut, geschehe in Liebe!" 1.Korinther 16,14 Dieser Satz ist auch radikal. Zum Einen sehr sehr klar und deutlich und konkret gesprochen. Da brauchst du nicht drüber nachdenken, ganz einfach: Alles, was du tust, das geschehe in Liebe. Fertig.
Und wer würde nicht von sich behaupten, diesem Satz, nach seinem Verständnis, bereits bestens Folge zu leisten? "Ich tue doch bereits alles, was ich tue, in Liebe: in Liebe zu mir selber, zu meiner Familie, zum Geld und zum Luxus, in Liebe zur guten alten Zeit, wenn es die tatsächlich gegeben haben mag! Alles in Liebe!" Und da sieht man, wie schnell Menschen sich den Satz zurechtinterpretieren und schöndenken: In Liebe alles zu tun, das will jeder und kann jeder und macht jeder, kommt bloß drauf an, welche Liebe. Gute Antwort? Eher doch sehr naiv!
Nein, wir haben bereits genug Ich-bezogene, eitle, gierige, süchtige Zeitgenossen, aber das hat mit Liebe nichts zu tun, eher mit Selbstbedienung.
Jetzt kommt unsere Gemeinde aber nicht daher, als wären wir besser dabei. Für uns ist dieser Satz "Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe!" ein hohes Ideal, an dem wir leider auch selber immer wieder scheitern. Wir wünschen uns, danach zu leben, aber bringen es doch selten fertig, es auch zu tun.
Aber wir werden in diesem Jahr diesen wirklich wahren S(ch)atz mit uns nehmen und ihn im Kopf behalten und werden auf unsere Weise mit vielen Menschen zusammen an seiner Verwirklichung arbeiten, dafür beten und uns dafür stark machen.
Neben alltäglichen Projekten und Gruppentreffen stehen folgende Termine fest:
16.02. um 18:30 Uhr Valentin-Gottesdienst "Alles geschehe in Liebe" in Radenbeck
01.03. um 18:00 Uhr Weltgebetstag in Radenbeck (zwei Gemeinden gemeinsam)
ab 17.02. wöchentlich samstags 19 Uhr Wolldecken-Konzerte (Handzettel kommen!)
und weitere Passions- und Oster-Gottesdienste, -Konzerte und -Veranstaltungen in unserer gesamten Region.
Ob wir auch wirklich alles in Liebe werden tun können, das weiß keiner. In Abwandlung eines Bonhoeffer-Zitates meine ich, dass Gott uns keine Kraft im Voraus gibt für unser Handeln, wohl aber den Glauben, dass Gott uns das geben wird, was wir brauchen.
Ja, wir haben uns auch an anderer Stelle viel vorgenommen: Am 10.03.2024 ist Wahltag. Die Katharinen-Gemeinde Knesebeck hält zusätzlich zur Online- oder Briefwahlmöglichkeit „mobile“ Wahllokale vor, in Zasenbeck und Radenbeck ist Online-Wahl oder Briefwahl möglich. Wir werden viele leistungsstarke und engagierte Vorsteher aus ihrem Dienst für ihre Kirchengemeinden verabschieden. Wir werden bewährte und fähige Kirchenvorsteher für eine weitere Amtszeit in Gottesdiensten einführen in ihr Amt. Und wir werden, aller Voraussicht nach, auch viele jüngere neue Vorsteher erstmals in ihrem Amt begrüßen.
Dass wir wissen, dass alles in Liebe zu tun echt schwer ist und Gottes Hilfe dazu nötig ist, das ist sicher besser, in Abwandlung eines weiteren, allbekannten Zitates von Sokrates, als es nicht zu wissen und eben zu meinen, mit der Liebe und dem eigenen Handeln, das wird bereits jetzt schon passen.
"Alles was ihr tut, geschehe in Liebe!" Wir strecken uns nach Gott aus. Wir testen alles aus, was uns und auch alle anderen dazu bringt, dieses Handeln in Liebe zu beginnen, auszubauen und zu verstärken. Gott, der die Liebe ist, steht uns immer bei!
Schöne Grüße aus Zasenbeck von
Pastor Florian Herterich
Kirchgasse 2 * 29378 Wittingen Zasenbeck * 05836-1286 oder 0171-3657918
Ansprache unseres Landesbischofs Ralf Meister beim Epiphaniasempfang der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers 2024 am 6. Januar in Loccum
„Vom rechten Tun in schwierigen Zeiten“
Es gilt das gesprochene Wort
Verehrte Gäste des Epiphanias-Empfangs! Der Jahresrückblick von Markus Lanz hatte vor einigen Tagen wieder schlechte Quoten. So wie schon vor einem Jahr. Immer weniger Menschen haben Interesse, die Aneinanderreihung von schlimmen Ereignissen des zurückliegenden Jahres noch einmal zu sehen.
„Lasst es besser werden!“ So lautet unser ausgesprochener Wunsch. Die Lust auf Ereignisse, die unsere jüngere Vergangenheit ausmachen, ist uns vergangen. Es ist schwer, auf diese Stimmung mit einfachen theologischen Bildern zu antworten. Dennoch möchte ich eine biblische Geschichte aufnehmen, eine Katastrophengeschichte der Heiligen Schrift, die ziemlich am Anfang steht. Es ist die Geschichte der Sintflut. „Oh je“, denken Sie. Was kommt jetzt? Wie ich darauf gekommen bin?
Vor wenigen Wochen las ich in einer Zeitungsnotiz über den häufigsten männlichen Vornamen in Deutschland: Noah. Gefolgt von Matteo (als Matthäus) und Elias auf zwei und drei. Drei biblische Namen. Bereits seit 2019 belegt Noah Platz 1. In vielen anderen europäischen Ländern liegt er ebenfalls weit vorn. Noah klingt eben gut. Und zu Noah gibt es eine biblische Geschichte. Die Bedeutung des Namens Noah ist umstritten. Und viele Eltern machen sich darüber auch keine Gedanken. Doch bevor das mit der Sintflut begann, wird in der Bibel über die Geburt Noahs berichtet, und über seinen Namen heißt es: „Der wird uns trösten in unserer Arbeit und der Mühsal unserer Hände auf dem Acker, den der Herr verflucht hatte.“ Noah als Tröster, in einer Welt, die viel Anlass bietet, um getröstet zu werden. Das war damals nicht anders als heute. Während die Kirche als Institution in ihren Traditionen und in ihrer Anerkennung eher befragt wird, bleiben die großen Geschichten, die Festtagszyklen mit ihrer bestimmenden Kultur und die Namen aus den biblischen Erzählungen aktuell.
Vielleicht aktueller denn je. Oft sind es Trostgeschichten, die von der Verzweiflung, Rat- und Hilflosigkeit des Menschen erzählen. Und manche Geschichten sind sogar „Weltrettungsgeschichten“, die uns bis heute hilfreich sind. Nun sollte nicht vorschnell die Namensgebung der Kinder mit einem festen, frommen Glauben der Eltern kombiniert werden oder gar deren Berufswünsche für ihre Kinder in Bezug zur Bibel gesetzt werden.
Noah war ein ganz gewöhnlicher Mensch. In einer jüdischen Legende lesen wir dazu: „In der Arche fand Noah Zuflucht vor der … Gewalt des Wassers, aber nicht infolge seiner Verdienste, denn obzwar besser als seine Zeitgenossen, war er doch nicht würdig genug, dass seinetwegen Wunder geschähen, er war selbst so kleingläubig, dass er erst in die Arche ging, als das Wasser ihm (schon) an die Knie reichte. Es war vielmehr die Gnade Gottes, der er seine Errettung verdankte.“1 Noah taugt weder als Experte für Überschwemmungen und Wetterkatastrophen noch als meteorologischer Prophet. Ein ganz gewöhnlicher Mensch, der einen Auftrag hatte und ihn wahrnimmt. So wie abertausende Helfer*innen, die in den vergangenen Wochen mehr als alles gegeben haben, um dieses Hochwasser möglichst nicht zur Gefährdung von Mensch und Tier werden zu lassen. Ihnen gilt unser großer Dank. Diese berühmte Noah-Geschichte, die ja ein Mythos ist, also eine Erzählung von Menschen über den Umstand von gefährlichen, auch tödlichen Hochwassern, die bewältigt werden mussten, bietet manche Aspekte, die mich nachdenklich machen. Das Erste ist die schmerzliche Einsicht: Der Mensch bleibt ein hilfloses Wesen in der Beherrschung der Natur. Niemals wird er die Gewalt über die Schöpfung erreichen. Weder mit allen Mitteln des Verstands noch mit den Fähigkeiten seiner Hände. Zwar wird er – und tut es fortwährend, so wie gerade in diesen Wochen der Hochwasser in Deutschland - die zerstörerischen Wirkungen einschränken können. Er kann Gefahr für Mensch und die Mitschöpfung minimieren. Aber beseitigen kann er sie nicht. Diese Einsicht geschieht in einer Zeit, in der sich die wissenschaftlichen und technologischen Innovationen in einer nie gekannten Geschwindigkeit entwickeln. Wir können „künstliche Intelligenz“ entwickeln, die uns Reden schreibt und dabei 1 Louis Ginzberg, Die Legenden der Juden. Berlin 2022, S.230. Abermillionen von kreativen Gedanken anderer Menschen ausbeutet. Wir können alle gleichzeitig millionenfach Informationen in Echtzeit tauschen, kommen uns scheinbar näher als jemals zuvor und bleiben unfähig. Und so bleiben wir fahrlässig und leichtfertig und glauben in unserem menschlichen Erfindungsgeist die schon längst gebrochene Verheißung: Einmal werden wir diese Welt in ihren Entwicklungen und Gefährdungen vollständig beherrschen! Schon vor 80 Jahren schrieb der Fortschrittskritiker Gunther Anders, „Es ist ja unbestreitbar, daß, was Kraft, Tempo, Präzision betrifft, der Mensch seinen Apparaten unterlegen ist; daß auch seine Denkleistungen, verglichen mit denen seiner ‚computing machines‘ schlecht abschneiden.“2 1942 glaubte die überwältigende Mehrheit noch, dass die Befähigung der Maschinen einmal ausreichen könnte, die Gefährdungen der Natur zu beherrschen. Gunther Anders gehörte übrigens nicht dazu. Heute wird dieser Gedanke jeden Tag als Illusion entlarvt - durch überschwemmte Inseln, Dürresommer, Vulkanausbrüche. Noch im November stritten sich Meteorologen, ob es ein warmer feuchter oder ein bitterkalter Winter werden würde. Unabhängig, wem wir die Gewalt der Natur zuschreiben, ob Gott oder heute den niemals ausreichend zu berechnenden Dynamiken der Emergenz der Schöpfung, wir als Menschen unterliegen Kräften und Gefährdungen, die wir nicht beherrschen können. Bezogen auf die aktuelle Situation las ich vor wenigen Tagen in einer Schleswig-Holsteinischen Zeitung einen Hinweis auf den Direktor der dänischen Behörde für Küstenschutz, Per Sørensen. Der kümmert sich um 7000 Kilometer Küstenlinie und sagt immer häufiger: „Lasst es sein!“ Er empfiehlt den Verzicht auf bauliche Maßnahmen für rund die Hälfte der Küstenabschnitte. Der Mensch, so erkennen wir immer schärfer, lernt nur mühsam seine „Selbstzurücknahme“? „Der Welt Schlüssel heißt Demut“, schreibt Christian Morgenstern, „Ohne ihn ist alles Klopfen, Horchen, Spähen umsonst.“ Zum Zweiten: Gott beauftragt. „Mache dir einen Kasten von Tannenholz und mache Kammern darin und verpiche ihn mit Pech innen und außen.“ So fordert er es von Noah (Gen 6,14). Trotz der Einsicht in unsere Fehlbarkeit und unsere Überforderung bleiben wir verpflichtet, alles zu tun, 2 Gunther Anders, Die Antiquiertheit des Menschen 1. München 2002, S.32 was uns möglich ist und geboten erscheint. Um die Schöpfung zu bewahren, um diese Erde zu erhalten, brauchen wir alle praktische, gedankliche, intellektuelle Energie. Und zwar nicht allein als Maßnahmen zum Erhalt des Menschen, sondern für den Erhalt der Lebensmöglichkeiten aller Wesen und Geschöpfe. „Allem, was Odem hat“, wie es Gott zu Noah sagte. Eine Gesellschaft muss sehr sorgsam damit umgehen, dass sie diesen Bewahrungsauftrag nicht an wenige Gruppen wie z.B. die Landwirte delegiert. Die Logik in der Sintflutgeschichte, die ja so etwas wie eine zweite Schöpfungsgeschichte ist, bleibt klar. Der Mensch handelt, aber er selbst existiert nur und einzig deshalb, weil er Teil eines größeren Ganzen ist. Von allen Tieren mindesten zwei, zumeist aber sieben Paare müssen dabei sein. Wir legen ernüchtert daneben die täglich länger werdende Liste der ausgestorbenen und durch das Aussterben bedrohter Tier- und Pflanzenarten. Was Menschen in dieser mehr als 2500 Jahre alten Geschichte entwerfen, musste einen brutalen und langen Umweg über viele Jahrhunderte systematischer Naturzerstörung gehen, bevor wir wieder am Anfang sind. Diese Einsicht setzt uns in ein völlig neues Verhältnis zu allen gewohnten Gegebenheiten. Zum Dritten: Noah und die Sintflut-Erzählung kommen in allen drei monotheistischen Religionen vor. Sie spielte in altorientalischen Religionen schon zuvor eine Rolle und sie wird als eine Schicksalserzählung weiterleben. Eine besondere Wirkungsgeschichte hat diese Geschichte allerdings innerhalb des rabbinischen Judentums gehabt. In der ersten Hälfte des zweiten Jahrhunderts macht sich eine Generation von Gelehrten daran, eine universale Ethik zu entwerfen.3 Es war in der Zeit, als die Juden jegliche Rechtsbefugnisse durch Schließung der Gerichte durch die Römer verloren. Auch das Verbot Richter einzusetzen, gehörte dazu. Zudem rückte die Schließung der Synagogen die öffentliche Religionsausübung in die Illegalität. In einer Zeit, nach der Niederschlagung eines jüdischen Aufstands (Bar Kochba), beginnt eine Besinnung auf das Universale zu einer Stunde, da das Eigene in höchster Gefahr stand. Die römischen Maßnahmen wollten erreichen, was die Umbenennung der Provinz zum Ausdruck brachte: von Judaea zu Syria Palaestina, aus Jerusalem wurde Aelia Capitolina. In diesen Jahren entsteht eine Reihe von Geboten, die für alle Menschen gelten sollen, die „sieben Gebote für die Nachkommen Noahs“. Dazu gehören, unter anderem die Rechtspflege, also die Einrichtung von Gerichten, der Verbot des Götzendienstes, des Mordes, des Raubs, der Unzucht. Diese Auslegung der Sintflutgeschichte ist ein früher Versuch einer universalen Ethik aus einer Religion. Der Versuch, Menschen außerhalb 3 Klaus Möller, Tora für die Völker, die noachidischen Gebote. Berlin 1994. der eigenen Religion in den Blick zu nehmen, ihnen mit Weisungen, Geboten, die Möglichkeit zu geben am Heil Anteil zu haben ist in dieser Weise neu. Warum ich das erwähne? Die Vorstellung, dass alle Völker der Welt eine einzige Menschheit bilden, gehört nicht zum Wesen des Menschen. Der Begriff der Menschheit, der ohne Unterschied der Rasse oder Zivilisation, ja auch der Religion alle Lebensformen der Gattung Mensch einschließt, ist ziemlich spät aufgekommen4 und ist notwendiger denn je, wenn es ein Überleben nicht nur für die Mächtigsten und Brutalsten sondern für alle Menschen geben soll. Diese noachidischen Gebote entstanden aus der uralten Geschichte Noahs und zeigen den richtigen Weg. Denn es bleiben mühsame Auslegungen dessen, wie wir im Umgang mit unserer Schöpfung und allen Menschen zu einer liebevollen, zuneigenden Betrachtung kommen. Die Jahreslosung für 2024 ist eine knappe, beinah zu knappe Aufforderung für diesen Weg: „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“ Mich erinnert sie an eine Postkarte, die bei uns an der Dunstabzugshaube angeheftet war. Darauf ein mittelaltes Ehepaar, und sie fragt: „Du sagst mir gar nicht mehr, dass du mich liebst…“. Und er, hinter seinem I-pad vertieft: „Ich hab es dir einmal gesagt, wenn sich was ändert, sage ich Bescheid.“ Und dann eine solche Jahreslosung: „Alles. was ihr tut, geschehe in Liebe.“ Der kleine Unterschied: Alles, was ihr tut. Ich scanne mein Leben. Wie sehe ich den Menschen? Nicht meine Freundin oder meinen Ehepartner, sondern diejenigen, mit denen ich aus unterschiedlichen Gründen nichts zu tun haben will. Den Flüchtling aus Eritrea, den Nachbarn, der sich in rechtsextreme Gedanken verirrt hat, die Obdachlose am Eingang zur Fußgängerzone? Wen erkenne ich? Was tue ich? Wie liebte ich die Schöpfung? Sind die großen Geschenk vom Sonnenaufgang bis zum Waldspaziergang wie eine Selbstverständlichkeit an mir vorübergegangen? Sah ich das Leid der Tiere, die Vernichtung der Natur? Habe ich die Schöpfung geliebt, nicht nur im Dank, sondern im aktiven Tun, sie zu schützen und zu erhalten? Und habe ich geglaubt? Nicht an irgendein höheres Wesen, sondern an den, der mir das Leben schenkte, mich aufwachsen ließ und mir Familie, Freunde und Gemeinschaft schenkte? Der mich schuldig annahm und ermutigte, frei und liebevoll seinem Vorbild zu folgen? Wie habe ich das gezeigt? Zu welchem Tun hat es mich geführt? „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“ 4 Claude Lévi-Strauss 1951 vor der UNESCO, in: Alain Finkielkraut, Verlust der Menschlichkeit, Stuttgart 1998. Zum Vierten Mein Aufhänger für Noah und die Sintflutgeschichte war die Namensgebung von Neugeborenen. Noah ist auch ein Mädchenname. Wir haben gerade - Epiphanias, der 6. Januar gehört dazu - die Geburt eines Kindes gefeiert. Weihnachten. Wir grüßen besonders die orthodoxen Kirchen, die zumeist heute ihr Weihnachtsfest begehen. An dieses Wunder erinnern wir uns. Hannah Arendt schreibt dazu: „Das „Wunder“ besteht darin, daß überhaupt Menschen geboren werden, und mit ihnen der Neuanfang, den sie handelnd verwirklichen können kraft ihres Geborenseins. Nur wo diese Seite des Handelns voll erfahren ist, kann es so etwas geben wie „Glaube und Hoffnung“, also jene beiden wesentlichen Merkmale menschlicher Existenz, daß man in der Welt Vertrauen haben und daß man für die Welt hoffen darf, ist vielleicht nirgends knapper und schöner ausgedrückt als in den Worten, mit denen die Weihnachtsoratorien „die frohe Botschaft“ verkünden: „Uns ist ein Kind geboren.“ An der Natalität sind alle Tätigkeiten gleicherweise orientiert, da sie immer auch die Aufgabe haben, für die Zukunft zu sorgen, bzw. dafür, daß das Leben und die Welt dem ständigen Zufluß von Neuankömmlingen, die als Fremdlinge in sie hineingeboren werden, gewachsen und auf ihn vorbereitet bleibt. Der Neubeginn, der mit jeder Geburt in die Welt kommt, kann sich in der Welt nur darum zur Geltung bringen, weil dem Neuankömmling die Fähigkeit zukommt, selbst einen neuen Anfang zu machen, d. h. zu handeln,“ 5 „…einen neuen Anfang zu machen“ am Beginn des neuen Jahres 2024. Zum Schluss Am Ende der Sintfluterzählung heißt es: „Meinen Bogen habe ich gesetzt in die Wolken; der soll das Zeichen sein des Bundes zwischen mir und der Erde.“ spricht Gott (1. Mose 9,13). Der Regenbogen. Das Symbol des Bundes zwischen Gott und uns. Auch dieser wunderbare Schluss gehört zur Noah-Geschichte. Das Zeichen der Treue. Der Regenbogen, uraltes Zeichen seit Jahrmillionen, längst wissenschaftlich entschlüsselt und doch immer noch faszinierend und ein Grund zu großem Staunen. „Das ist das Zeichen“ so heißt es in der Bibel, „des Bundes, den ich geschlossen habe zwischen mir und euch und allem lebendigen Getier bei euch auf ewig.“ Gen 9, 12. Es mag als zauberhaftes Symbol für etwas, was nur scheinbar ist und doch alles verwandeln kann ein Hoffnungszeichen sein. In ihm verpflichtet sich Gott zur Treue. Uns aber 5 Hannah Arendt, Vita activa oder Vom tätigen Leben, München-Zürich: Piper, NA 1981, S. 243 und S. 18f. verpflichtet er zur Hoffnung. Zu einem Vertrauen, dass das, was wir tun, zu einem guten Ausgang führen wird. Mit dieser Verheißung wünsche ich Ihnen ein gesegnetes Neues Jahr 2024
Es gilt das gesprochene Wort
Verehrte Gäste des Epiphanias-Empfangs! Der Jahresrückblick von Markus Lanz hatte vor einigen Tagen wieder schlechte Quoten. So wie schon vor einem Jahr. Immer weniger Menschen haben Interesse, die Aneinanderreihung von schlimmen Ereignissen des zurückliegenden Jahres noch einmal zu sehen.
„Lasst es besser werden!“ So lautet unser ausgesprochener Wunsch. Die Lust auf Ereignisse, die unsere jüngere Vergangenheit ausmachen, ist uns vergangen. Es ist schwer, auf diese Stimmung mit einfachen theologischen Bildern zu antworten. Dennoch möchte ich eine biblische Geschichte aufnehmen, eine Katastrophengeschichte der Heiligen Schrift, die ziemlich am Anfang steht. Es ist die Geschichte der Sintflut. „Oh je“, denken Sie. Was kommt jetzt? Wie ich darauf gekommen bin?
Vor wenigen Wochen las ich in einer Zeitungsnotiz über den häufigsten männlichen Vornamen in Deutschland: Noah. Gefolgt von Matteo (als Matthäus) und Elias auf zwei und drei. Drei biblische Namen. Bereits seit 2019 belegt Noah Platz 1. In vielen anderen europäischen Ländern liegt er ebenfalls weit vorn. Noah klingt eben gut. Und zu Noah gibt es eine biblische Geschichte. Die Bedeutung des Namens Noah ist umstritten. Und viele Eltern machen sich darüber auch keine Gedanken. Doch bevor das mit der Sintflut begann, wird in der Bibel über die Geburt Noahs berichtet, und über seinen Namen heißt es: „Der wird uns trösten in unserer Arbeit und der Mühsal unserer Hände auf dem Acker, den der Herr verflucht hatte.“ Noah als Tröster, in einer Welt, die viel Anlass bietet, um getröstet zu werden. Das war damals nicht anders als heute. Während die Kirche als Institution in ihren Traditionen und in ihrer Anerkennung eher befragt wird, bleiben die großen Geschichten, die Festtagszyklen mit ihrer bestimmenden Kultur und die Namen aus den biblischen Erzählungen aktuell.
Vielleicht aktueller denn je. Oft sind es Trostgeschichten, die von der Verzweiflung, Rat- und Hilflosigkeit des Menschen erzählen. Und manche Geschichten sind sogar „Weltrettungsgeschichten“, die uns bis heute hilfreich sind. Nun sollte nicht vorschnell die Namensgebung der Kinder mit einem festen, frommen Glauben der Eltern kombiniert werden oder gar deren Berufswünsche für ihre Kinder in Bezug zur Bibel gesetzt werden.
Noah war ein ganz gewöhnlicher Mensch. In einer jüdischen Legende lesen wir dazu: „In der Arche fand Noah Zuflucht vor der … Gewalt des Wassers, aber nicht infolge seiner Verdienste, denn obzwar besser als seine Zeitgenossen, war er doch nicht würdig genug, dass seinetwegen Wunder geschähen, er war selbst so kleingläubig, dass er erst in die Arche ging, als das Wasser ihm (schon) an die Knie reichte. Es war vielmehr die Gnade Gottes, der er seine Errettung verdankte.“1 Noah taugt weder als Experte für Überschwemmungen und Wetterkatastrophen noch als meteorologischer Prophet. Ein ganz gewöhnlicher Mensch, der einen Auftrag hatte und ihn wahrnimmt. So wie abertausende Helfer*innen, die in den vergangenen Wochen mehr als alles gegeben haben, um dieses Hochwasser möglichst nicht zur Gefährdung von Mensch und Tier werden zu lassen. Ihnen gilt unser großer Dank. Diese berühmte Noah-Geschichte, die ja ein Mythos ist, also eine Erzählung von Menschen über den Umstand von gefährlichen, auch tödlichen Hochwassern, die bewältigt werden mussten, bietet manche Aspekte, die mich nachdenklich machen. Das Erste ist die schmerzliche Einsicht: Der Mensch bleibt ein hilfloses Wesen in der Beherrschung der Natur. Niemals wird er die Gewalt über die Schöpfung erreichen. Weder mit allen Mitteln des Verstands noch mit den Fähigkeiten seiner Hände. Zwar wird er – und tut es fortwährend, so wie gerade in diesen Wochen der Hochwasser in Deutschland - die zerstörerischen Wirkungen einschränken können. Er kann Gefahr für Mensch und die Mitschöpfung minimieren. Aber beseitigen kann er sie nicht. Diese Einsicht geschieht in einer Zeit, in der sich die wissenschaftlichen und technologischen Innovationen in einer nie gekannten Geschwindigkeit entwickeln. Wir können „künstliche Intelligenz“ entwickeln, die uns Reden schreibt und dabei 1 Louis Ginzberg, Die Legenden der Juden. Berlin 2022, S.230. Abermillionen von kreativen Gedanken anderer Menschen ausbeutet. Wir können alle gleichzeitig millionenfach Informationen in Echtzeit tauschen, kommen uns scheinbar näher als jemals zuvor und bleiben unfähig. Und so bleiben wir fahrlässig und leichtfertig und glauben in unserem menschlichen Erfindungsgeist die schon längst gebrochene Verheißung: Einmal werden wir diese Welt in ihren Entwicklungen und Gefährdungen vollständig beherrschen! Schon vor 80 Jahren schrieb der Fortschrittskritiker Gunther Anders, „Es ist ja unbestreitbar, daß, was Kraft, Tempo, Präzision betrifft, der Mensch seinen Apparaten unterlegen ist; daß auch seine Denkleistungen, verglichen mit denen seiner ‚computing machines‘ schlecht abschneiden.“2 1942 glaubte die überwältigende Mehrheit noch, dass die Befähigung der Maschinen einmal ausreichen könnte, die Gefährdungen der Natur zu beherrschen. Gunther Anders gehörte übrigens nicht dazu. Heute wird dieser Gedanke jeden Tag als Illusion entlarvt - durch überschwemmte Inseln, Dürresommer, Vulkanausbrüche. Noch im November stritten sich Meteorologen, ob es ein warmer feuchter oder ein bitterkalter Winter werden würde. Unabhängig, wem wir die Gewalt der Natur zuschreiben, ob Gott oder heute den niemals ausreichend zu berechnenden Dynamiken der Emergenz der Schöpfung, wir als Menschen unterliegen Kräften und Gefährdungen, die wir nicht beherrschen können. Bezogen auf die aktuelle Situation las ich vor wenigen Tagen in einer Schleswig-Holsteinischen Zeitung einen Hinweis auf den Direktor der dänischen Behörde für Küstenschutz, Per Sørensen. Der kümmert sich um 7000 Kilometer Küstenlinie und sagt immer häufiger: „Lasst es sein!“ Er empfiehlt den Verzicht auf bauliche Maßnahmen für rund die Hälfte der Küstenabschnitte. Der Mensch, so erkennen wir immer schärfer, lernt nur mühsam seine „Selbstzurücknahme“? „Der Welt Schlüssel heißt Demut“, schreibt Christian Morgenstern, „Ohne ihn ist alles Klopfen, Horchen, Spähen umsonst.“ Zum Zweiten: Gott beauftragt. „Mache dir einen Kasten von Tannenholz und mache Kammern darin und verpiche ihn mit Pech innen und außen.“ So fordert er es von Noah (Gen 6,14). Trotz der Einsicht in unsere Fehlbarkeit und unsere Überforderung bleiben wir verpflichtet, alles zu tun, 2 Gunther Anders, Die Antiquiertheit des Menschen 1. München 2002, S.32 was uns möglich ist und geboten erscheint. Um die Schöpfung zu bewahren, um diese Erde zu erhalten, brauchen wir alle praktische, gedankliche, intellektuelle Energie. Und zwar nicht allein als Maßnahmen zum Erhalt des Menschen, sondern für den Erhalt der Lebensmöglichkeiten aller Wesen und Geschöpfe. „Allem, was Odem hat“, wie es Gott zu Noah sagte. Eine Gesellschaft muss sehr sorgsam damit umgehen, dass sie diesen Bewahrungsauftrag nicht an wenige Gruppen wie z.B. die Landwirte delegiert. Die Logik in der Sintflutgeschichte, die ja so etwas wie eine zweite Schöpfungsgeschichte ist, bleibt klar. Der Mensch handelt, aber er selbst existiert nur und einzig deshalb, weil er Teil eines größeren Ganzen ist. Von allen Tieren mindesten zwei, zumeist aber sieben Paare müssen dabei sein. Wir legen ernüchtert daneben die täglich länger werdende Liste der ausgestorbenen und durch das Aussterben bedrohter Tier- und Pflanzenarten. Was Menschen in dieser mehr als 2500 Jahre alten Geschichte entwerfen, musste einen brutalen und langen Umweg über viele Jahrhunderte systematischer Naturzerstörung gehen, bevor wir wieder am Anfang sind. Diese Einsicht setzt uns in ein völlig neues Verhältnis zu allen gewohnten Gegebenheiten. Zum Dritten: Noah und die Sintflut-Erzählung kommen in allen drei monotheistischen Religionen vor. Sie spielte in altorientalischen Religionen schon zuvor eine Rolle und sie wird als eine Schicksalserzählung weiterleben. Eine besondere Wirkungsgeschichte hat diese Geschichte allerdings innerhalb des rabbinischen Judentums gehabt. In der ersten Hälfte des zweiten Jahrhunderts macht sich eine Generation von Gelehrten daran, eine universale Ethik zu entwerfen.3 Es war in der Zeit, als die Juden jegliche Rechtsbefugnisse durch Schließung der Gerichte durch die Römer verloren. Auch das Verbot Richter einzusetzen, gehörte dazu. Zudem rückte die Schließung der Synagogen die öffentliche Religionsausübung in die Illegalität. In einer Zeit, nach der Niederschlagung eines jüdischen Aufstands (Bar Kochba), beginnt eine Besinnung auf das Universale zu einer Stunde, da das Eigene in höchster Gefahr stand. Die römischen Maßnahmen wollten erreichen, was die Umbenennung der Provinz zum Ausdruck brachte: von Judaea zu Syria Palaestina, aus Jerusalem wurde Aelia Capitolina. In diesen Jahren entsteht eine Reihe von Geboten, die für alle Menschen gelten sollen, die „sieben Gebote für die Nachkommen Noahs“. Dazu gehören, unter anderem die Rechtspflege, also die Einrichtung von Gerichten, der Verbot des Götzendienstes, des Mordes, des Raubs, der Unzucht. Diese Auslegung der Sintflutgeschichte ist ein früher Versuch einer universalen Ethik aus einer Religion. Der Versuch, Menschen außerhalb 3 Klaus Möller, Tora für die Völker, die noachidischen Gebote. Berlin 1994. der eigenen Religion in den Blick zu nehmen, ihnen mit Weisungen, Geboten, die Möglichkeit zu geben am Heil Anteil zu haben ist in dieser Weise neu. Warum ich das erwähne? Die Vorstellung, dass alle Völker der Welt eine einzige Menschheit bilden, gehört nicht zum Wesen des Menschen. Der Begriff der Menschheit, der ohne Unterschied der Rasse oder Zivilisation, ja auch der Religion alle Lebensformen der Gattung Mensch einschließt, ist ziemlich spät aufgekommen4 und ist notwendiger denn je, wenn es ein Überleben nicht nur für die Mächtigsten und Brutalsten sondern für alle Menschen geben soll. Diese noachidischen Gebote entstanden aus der uralten Geschichte Noahs und zeigen den richtigen Weg. Denn es bleiben mühsame Auslegungen dessen, wie wir im Umgang mit unserer Schöpfung und allen Menschen zu einer liebevollen, zuneigenden Betrachtung kommen. Die Jahreslosung für 2024 ist eine knappe, beinah zu knappe Aufforderung für diesen Weg: „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“ Mich erinnert sie an eine Postkarte, die bei uns an der Dunstabzugshaube angeheftet war. Darauf ein mittelaltes Ehepaar, und sie fragt: „Du sagst mir gar nicht mehr, dass du mich liebst…“. Und er, hinter seinem I-pad vertieft: „Ich hab es dir einmal gesagt, wenn sich was ändert, sage ich Bescheid.“ Und dann eine solche Jahreslosung: „Alles. was ihr tut, geschehe in Liebe.“ Der kleine Unterschied: Alles, was ihr tut. Ich scanne mein Leben. Wie sehe ich den Menschen? Nicht meine Freundin oder meinen Ehepartner, sondern diejenigen, mit denen ich aus unterschiedlichen Gründen nichts zu tun haben will. Den Flüchtling aus Eritrea, den Nachbarn, der sich in rechtsextreme Gedanken verirrt hat, die Obdachlose am Eingang zur Fußgängerzone? Wen erkenne ich? Was tue ich? Wie liebte ich die Schöpfung? Sind die großen Geschenk vom Sonnenaufgang bis zum Waldspaziergang wie eine Selbstverständlichkeit an mir vorübergegangen? Sah ich das Leid der Tiere, die Vernichtung der Natur? Habe ich die Schöpfung geliebt, nicht nur im Dank, sondern im aktiven Tun, sie zu schützen und zu erhalten? Und habe ich geglaubt? Nicht an irgendein höheres Wesen, sondern an den, der mir das Leben schenkte, mich aufwachsen ließ und mir Familie, Freunde und Gemeinschaft schenkte? Der mich schuldig annahm und ermutigte, frei und liebevoll seinem Vorbild zu folgen? Wie habe ich das gezeigt? Zu welchem Tun hat es mich geführt? „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“ 4 Claude Lévi-Strauss 1951 vor der UNESCO, in: Alain Finkielkraut, Verlust der Menschlichkeit, Stuttgart 1998. Zum Vierten Mein Aufhänger für Noah und die Sintflutgeschichte war die Namensgebung von Neugeborenen. Noah ist auch ein Mädchenname. Wir haben gerade - Epiphanias, der 6. Januar gehört dazu - die Geburt eines Kindes gefeiert. Weihnachten. Wir grüßen besonders die orthodoxen Kirchen, die zumeist heute ihr Weihnachtsfest begehen. An dieses Wunder erinnern wir uns. Hannah Arendt schreibt dazu: „Das „Wunder“ besteht darin, daß überhaupt Menschen geboren werden, und mit ihnen der Neuanfang, den sie handelnd verwirklichen können kraft ihres Geborenseins. Nur wo diese Seite des Handelns voll erfahren ist, kann es so etwas geben wie „Glaube und Hoffnung“, also jene beiden wesentlichen Merkmale menschlicher Existenz, daß man in der Welt Vertrauen haben und daß man für die Welt hoffen darf, ist vielleicht nirgends knapper und schöner ausgedrückt als in den Worten, mit denen die Weihnachtsoratorien „die frohe Botschaft“ verkünden: „Uns ist ein Kind geboren.“ An der Natalität sind alle Tätigkeiten gleicherweise orientiert, da sie immer auch die Aufgabe haben, für die Zukunft zu sorgen, bzw. dafür, daß das Leben und die Welt dem ständigen Zufluß von Neuankömmlingen, die als Fremdlinge in sie hineingeboren werden, gewachsen und auf ihn vorbereitet bleibt. Der Neubeginn, der mit jeder Geburt in die Welt kommt, kann sich in der Welt nur darum zur Geltung bringen, weil dem Neuankömmling die Fähigkeit zukommt, selbst einen neuen Anfang zu machen, d. h. zu handeln,“ 5 „…einen neuen Anfang zu machen“ am Beginn des neuen Jahres 2024. Zum Schluss Am Ende der Sintfluterzählung heißt es: „Meinen Bogen habe ich gesetzt in die Wolken; der soll das Zeichen sein des Bundes zwischen mir und der Erde.“ spricht Gott (1. Mose 9,13). Der Regenbogen. Das Symbol des Bundes zwischen Gott und uns. Auch dieser wunderbare Schluss gehört zur Noah-Geschichte. Das Zeichen der Treue. Der Regenbogen, uraltes Zeichen seit Jahrmillionen, längst wissenschaftlich entschlüsselt und doch immer noch faszinierend und ein Grund zu großem Staunen. „Das ist das Zeichen“ so heißt es in der Bibel, „des Bundes, den ich geschlossen habe zwischen mir und euch und allem lebendigen Getier bei euch auf ewig.“ Gen 9, 12. Es mag als zauberhaftes Symbol für etwas, was nur scheinbar ist und doch alles verwandeln kann ein Hoffnungszeichen sein. In ihm verpflichtet sich Gott zur Treue. Uns aber 5 Hannah Arendt, Vita activa oder Vom tätigen Leben, München-Zürich: Piper, NA 1981, S. 243 und S. 18f. verpflichtet er zur Hoffnung. Zu einem Vertrauen, dass das, was wir tun, zu einem guten Ausgang führen wird. Mit dieser Verheißung wünsche ich Ihnen ein gesegnetes Neues Jahr 2024
Andacht zum 2. Advent
Liebe Leserinnen und Leser, vor Weihnachten stehen die vier Advente. Weihnachten ist das große Fest der Liebe Gottes zu uns Menschen, weil an diesem Abend gefeiert wird, dass Gott seinen Sohn Jesus Christus auf die Welt geschickt hat. Um dieses große Fest richtig mitfeiern zu können, sind diesem Christfest vier Advente vorangestellt, geschmückt mit Kerzen auf einem Kranz, um sich ganz allmählich drauf einzustellen: Erster Advent am 3.12., dann jetzt der zweite, die Woche drauf der dritte. Moment! Moment! Der vierte Advent fällt in diesem Jahr auf den 24.12.! Und die wichtigste Frage lautet: Was machen wir mit der vierten Kerze? Was machen wir mit der vierten Kerze? Das kann ja wohl nicht sein, das ist doch ganz wichtig! Drei Advente kommen genau hin, aber der vierte! Nein, der liegt ja jetzt genau auf Weihnachten! Da haben die da oben wieder mal nicht aufgepasst! Das geht doch so nicht! Sollen denn jetzt auf allen Kränzen bloß drei Kerzen sein? Wie sieht das denn aus! Vierter Advent am 24.! Wer denkt sich denn sowas aus? Aber die Geburt von Gottes Sohn? Was ist mit der Menschwerdung Gottes? Wie können wir verstehen, dass Gott wirklich zu uns auf die Welt kommt? Geburt hin, Krippe her - die Eingangsfrage ist nicht beantwortet! Was machen wir mit der vierten Kerze! Aber an Weihnachten wird doch in allen Kirchen diese eine Wahrheit ausgesprochen, besungen, mit Gebeten vertieft: Gott will uns nah sein! Er kommt zu uns als kleines Kind. Er sucht unsere Nähe. Gerade im kalten Winter, in der längsten Nacht des Jahres. Da kommt Gottes Sohn zur Welt als hilfloses Kind, um uns ganz nah zu sein, um seine Liebe uns zu schenken und uns auf den Weg des Friedens zu bringen. Die volle Kraft von Weihnachten liegt in diesem kleinen Baby in einer ausgeliehenen Futterkrippe mit Stroh für Vieh. Ein Kind, das der Welt den Frieden bringen wird und unseren Glauben ganz neu stärkt und festigt. Noch sind es mehrere Tage, bis wir die alten Lieder zum Heiligen Abend singen, gemeinsam, Seite an Seite, friedlich, vielleicht auch nur für diesen einen Abend, bevor der Alltag wieder losgeht. Darauf lohnt sich zu warten und sich zu freuen, meine ich. Aber nochmal zum Anfang zurück: Das mit der vierten Kerze ist noch nicht geklärt!
Schöne Grüße aus Zasenbeck von
Pastor Florian Herterich
Kirchgasse 2 * 29378 Wittingen Zasenbeck * 05836-1286 oder 0171-3657918
Von Pastor Johannes Thormeier
Selig sind die Friedensstifter,
denn sie werden Gottes Kinder heißen!
Nachgedacht und nachgefragt: Ponyhof-Theologie
Liebe Gemeinde,
die Redewendung „Das Leben ist kein Ponyhof“ ist eine Zurechtweisung. Sei kein Kind, werd erwachsen! Wenn ein kirchlicher Jurist einer ehemaligen Bischöfin Ponyhof-Theologie vorwirft, dann hören wir die Verärgerung sehr deutlich. Margot Käsmann ist die Bischöfin und Michael Heinig der Jurist. Der Ärger und Vorwurf gegen Margot Käsmann bezieht sich auf ihre Haltung im Ukraine Krieg. Margot Käsmann ist Pazifistin und fordert einen Waffenstillstand. Im Spiegel wurde diese Haltung mit Lumpenpazifismus abgewertet. Ein Lump wer im Angesicht russischer Gewalttaten den Verzicht auf Waffengewalt fordert. Er schaut zu und lässt zu, dass Menschen getötet werden. Ein Lump! Sind Friedensstifter Lumpen? Sicher nicht. Aber es ist gut zu verstehen, dass wir nicht nur zuschauen dürfen, sondern mit unseren Möglichkeiten helfen sollen.
Mir hat die zögerliche Haltung unserer Regierung gut getan. Sie hat die Entscheidungen langsam gemacht. Viele hat das geärgert. Ich denke aber, dass diese Zögerlichkeit hilfreich war. Denn Krieg bringt Hass, Gewalt und Zerstörung mit sich und nicht den Frieden. Frieden schaffen wir nur ohne Waffen. Deshalb ist es gut, wenn wir Waffen liefern, zögerlich zu sein. Denn das bedeutet, dass wir uns bewusst machen, dass diese Waffen nicht den Frieden bringen, sondern neue Gewalt. Jedes Volk hat das Recht auf Selbstbestimmung und Freiheit, deshalb ist es gut, wenn der Ukraine helfen dieses Recht zu verteidigen. Dietrich Bonhoeffer hat zu Beginn seiner „Friedensrede“ von 1934 den 85. Psalm zitiert: „Ach dass ich hören sollte, was der Herr redet, dass er Frieden zusagte seinem Volk und seinen Heiligen“ (Ps. 85,9). Er sagt, dass dieser Friede uns in Jesus Christus gegeben wurde und wir diese Botschaft, als bindendes Gebot allen Völkern zu sagen haben. Ich zitiere aus seiner Rede:
>Sollte Gott nicht gemeint haben, wir sollten wohl von Frieden reden, aber so wörtlich sei das nicht in die Tat umzusetzen? Sollte Gott nicht doch gesagt haben, wir sollten wohl für den Frieden arbeiten, aber zur Sicherung sollten wir doch Tanks und Giftgase bereitstellen? Und dann das scheinbar Ernsteste: Sollte Gott gesagt haben, Du sollst dein Volk nicht schützen? Sollte Gott gesagt haben, Du sollst Deinen Nächsten dem Feind preisgeben? Nein, das alles hat Gott nicht gesagt, sondern gesagt hat er, dass Friede sein soll unter den Menschen, dass wir ihm vor allen weiteren Fragen gehorchen sollen, das hat er gemeint. Wer Gottes Gebot in Frage zieht, bevor er gehorcht, der hat ihn schon verleugnet.< Zum Gehorsam aufgerufen ist nicht die einzelne christliche Stimme, auch nicht die einzelne christliche Kirche, sondern die Weltgemeinschaft der Christen, vor der er seine Rede gehalten hat.
Hilft uns das Heute? Ich meine Ja. Es hilft uns zu verstehen, dass es einen Widerspruch gibt zwischen Gottes Wort und uns. Das Gottes Wort größer ist als unser Wollen und oft auch Können.
Selig sind die Frieden stiften, denn sie werden Gottes Kinder heißen!
Es sollte nicht vergessen werden, dass der Aufruf Frieden zu stiften eng verbunden ist mit dem Gebot „Liebet eure Feinde, tut wohl denen, die euch hassen!“ Das kann nicht einer allein. Das braucht die Gemeinschaft derer, die Gottes Liebe leben wollen. In Christus ist der Friede da! Was wäre aus uns geworden, wenn Jesus nicht ans Kreuz gegangen wäre, sondern mit anderen zu den Waffen gegriffen hätte. Wir sind getauft im Namen des Gottes, der uns seinen Frieden zusagt und uns beruft seinen Frieden zu leben. Das geht nicht ohne Konflikte und Widerspruch. An der Sprache erkennen wir wes Geistes Kind jemand ist. Wer andere klein machen will und abwerten muss, der hat den Geist der Liebe nicht. Es sind keine Lumpen und keine naiven Kinder, die sich den Frieden wünschen, der nicht durch Gewalt, sondern durch den Geist Gottes gewirkt wird.
Ich persönlich finde es richtig was an Unterstützung auch aus unserem Land kommt. Aber ich bin auch davon überzeugt, dass Frieden nur entsteht durch eine Versöhnungsbereitschaft, die ganz bewusst auf Gewalt und Vergeltung verzichtet. Als die christliche Gemeinschaft in Taizé entstand, haben die Brüder zuerst den Menschen geholfen, die vor den deutschen Besatzern in Frankreich fliehen mussten. Nach Ende des Krieges haben sie den gefangenen deutschen Soldaten in den Lagern geholfen. Dafür wurden sie von der Bevölkerung angefeindet. Sie aber wussten sich dem Gebot Jesu verpflichtet.
Selig sind die Frieden stiften, denn sie werden Gottes Kinder heißen!
Die Brüder von Taizé sagen: Lebe das, was Du vom Evangelium begriffen hast. So ändert Gott auch mit Dir seine Welt.
Pastor Johannes Thormeier
Auf ein Wort Herr Pastor
Liebe Gemeinde / liebe Leserinnen und Leser,
aktuell werben sehr viele Zeitungen und Sendungen für eine Selbstverbesserung. Du sollst dich aufraffen, anpacken, Ziele setzen, die richtigen Gedanken denken, deine Leistungen stetig steigern, positiv denken und deine Mitmenschen aufbauen, bla bla bla, ist bekannt, was ich meine.
Grundsätzlich nichts Schlechtes, aber leider vielfach übertrieben oder sogar schmerzhaft bevormundend gestaltet oder so geschrieben, dass, wer das liest, sich erheblich unter Druck und Stress gesetzt fühlt ohne zu wissen, wie man da wieder rauskommt. Solche eher krankmachenden Aufforderungen möchte ich jetzt beiseite lassen, aber meine geliebte Kirche eher spielerisch testen, gemäß des Wortes aus 1. Thessalonicher 5,21: "Prüft alles, aber das Gute behaltet": Ich formuliere hier ein Pitchdeck für die Kirchengemeinde.
Was ist ein "pitchdeck"? Das Pitchdeck erfreut sich vor allem in der Startup- und Gründer-Szene immer größerer Beliebtheit. Mit Hilfe dieser kurzen Präsentation versuchen Gründer und Startups, mögliche Investoren oder Kapitalgeber von ihrer Idee zu überzeugen. Auf wenigen Präsentationsfolien stellen Startups dabei nach festen Regeln ihr Team, ihre Geschäftsidee und das Wettbewerbsumfeld vor. Der/Die Investor:in kann sich am Pitchdeck schnell über das Vorhaben einen Überblick verschaffen.
Auf los geht's los:
1. Titelfolie / Einleitung
Ganz klar: Die Bibel. Altes und Neues Testament mit locker 2000 Jahren Lebenserfahrung in einem Band!
2. Das Team und der persönliche Bezug zum Gründerteam
Das Team sind der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Sie stehen sich nah, machen alles mit Liebe und Leidenschaft und kriegen es irgendwie hin, bei all ihren Projekten noch zu jedem Menschen einen persönlichen Bezug zu halten.
3. Das Problem, für das eine Lösung her muss
Gottesdienste werden schlecht besucht. So wie irgendwo "KIRCHE" draufsteht, ergreifen alle unter 60 Jahren sofort die Flucht.
4. Die Lösung: Präsentation des optimalen Produktes
Gottes Sohn Jesus Christus. Die Kirche hat sich nach ihm benannt, geht in die Nachfolge und lädt Menschen dazu ein, ihren Lebensweg mit Jesus Christus zu gehen.
5. Das Produkt in Details
Kurz gesagt: Es gibt keine Lebenslage, für die die Bibel und die Kirchen nicht eine Frage oder eine oder sogar mehrere Antworten und Unterstützungen bereit hielten.
6. Der Markt: Wer ist die Zielgruppe?
Eine funktionierende Kirchengemeinde macht nicht Tanzgruppen für Schichtarbeiter, sondern fragt sich wieder und wieder, was aktuell die Mitglieder am wichtigsten finden und am dringendsten brauchen. Dafür arbeiten wir und darum wollen wir uns kümmern.
7. Alleinstellungsmerkmal: Was macht dein Produkt einzigartig?
Das Evangelium hat viele Nachahmer, aber den Spruch "Gottes Reich ist nahe." konnte bisher niemand toppen.
8. Der Wettbewerb: Warum bist du besser als alle anderen?
Wir denken nicht darüber nach, ob wir besser sind, sondern machen unsere Gemeindearbeit mit Herzblut. Siehe auch die hohe Zahl der Ehrenamtlichen.
9. Das Geschäftsmodell: Wie möchtest du Umsatz machen?
Okay, ohne Kirchensteuer wäre die Kirche in unserem Land sicher nicht das, was sie heute ist.
10. Investorenfolie: Welche Mittel brauchst du und wofür gibst du sie aus?
Jeden Sonntag sammeln wir Kollekten mit festen Zwecken, die jedem klar mitgeteilt werden. Für Spenden erstellen wir steuerlich wirksame Quittungen. Grundsätzlich helfen hohe Beträge dabei, Außergewöhnliches zu schaffen.
Das war's mit dem pitchdeck? Habe ich was vergessen? Steht unsere Kirche dabei wirklich so schlecht da?
Ihr Pastor Florian Herterich.
Schöne Grüße aus Zasenbeck von
Pastor Florian Herterich
Kirchgasse 2 * 29378 Wittingen Zasenbeck * 05836-1286 oder 0171-3657918
Pastorin Christina vom Brocke: Gedanken zum Abschied
Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst. Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein.“ (Jes 43, 1b)
In unseren evangelischen Gemeinden ist der Vers „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst. Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein.“ ein überaus beliebter Taufspruch.
Ja, es handelt sich hier um einen der ganz besonderen Verse der Bibel, die Martin Luther in seiner Bibelübersetzung als „Kernstellen“ bezeichnete und sie fett druckte, eben weil sie so verheißungsvoll, so ermutigend, so tröstlich sind.
Auch mir wurden diese Worte als Taufspruch zugesprochen. Und ich bin sicher, dass mein Vater diesen ausgewählt hat, denn auf meiner Konfirmationsurkunde hat er diesen Vers mit eigener Hand eingetragen und unterschrieben.
Damals 1974 nach unserer Konfirmation, da waren wir jungen Christen voll engagiert. Und ließen uns anstecken von der sogenannten ‚Jesusbewegung‘, die aus Westberlin bis in den Spreewald überschwappte.
Es war eine Zeit der großen Streitfragen innerhalb der Kirche, ob und wie man sich assimilieren soll, damit die Kirche als Institution überlebt. Gleichzeitig war es die Zeit der staatlichen Strafaktionen vor allem gegen junge Christen. Damit bekam der Spruch für mich eine klare Richtung: Fürchte Dich nicht, denn ich habe dich erlöst. Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein.
Dieses Jesaja-Wort entstand in einer für das Volk Israel ganz schwierigen Zeit: Der Prophet spricht in eine alles andere als ermutigende Situation!
In der zweiten Hälfte des 6. vorchristlichen Jahrhunderts ist das Volk Israel, das etwa zwei Generationen vorher die Eroberung und Zerstörung Jerusalems und die Deportation ins babylonische Exil erleben musste, noch immer in der Fremde.
Zwischen Heimweh und Assimilation ist das Leben kein einfaches. Jedenfalls fehlt es an Perspektive und Vergewisserung, an Mut und auch an Glauben. In diese Situation der Ungewissheit und Orientierungslosigkeit hinein sprechen diese so dichten Worte des Propheten, spricht für gläubige Menschen Gott selbst mit Leidenschaft und Liebe, mit der Botschaft, dass etwas ganz Neues eben durch Gottes Wirken im Anbrechen ist.
Seinem Volk, jeder und jedem Einzelnen in dieser Gemeinschaft, wendet sich Gott ganz und gar zu: „Du“ - das ist das Leitmotiv in diesem Abschnitt aus dem Jesajabuch, „Du“ - und „ich“ - dein Gott!
Zwischen Heimweh und Assimilation ist das Leben kein einfaches. Jedenfalls fehlt es an Perspektive und Vergewisserung, an Mut und auch an Glauben. In diese Situation der Ungewissheit und Orientierungslosigkeit hinein sprechen diese so dichten Worte des Propheten, spricht für gläubige Menschen Gott selbst mit Leidenschaft und Liebe, mit der Botschaft, dass etwas ganz Neues eben durch Gottes Wirken im Anbrechen ist.
Seinem Volk, jeder und jedem Einzelnen in dieser Gemeinschaft, wendet sich Gott ganz und gar zu: „Du“ - das ist das Leitmotiv in diesem Abschnitt aus dem Jesajabuch, „Du“ - und „ich“ - dein Gott!
Wie so oft in der Bibel, wenn Gott Menschen ganz nahekommt und sie für seine Sache begeistert, beruft und beauftragt, findet sich auch hier die Zusage „Fürchte dich nicht!“. Er wirbt um das Vertrauen seines Volkes, um neue Hoffnung und Perspektive!
Allen Missverständnissen, dass die Erwählung gleichsam ein Schutz und eine Bewahrung vor jedweden Schwierigkeiten sei, schiebt die innige Gottesrede aus dem Propheten Jesaja gleich einen Riegel vor: Hindernisse, auch ganz konkrete beim Rückweg in die Heimat, bleiben nicht aus. Doch Gott ist gegenwärtig, selbst wenn das Wasser bis zum Hals steht und Feuer am Dach ist, selbst wenn er fern scheint.
Allen Missverständnissen, dass die Erwählung gleichsam ein Schutz und eine Bewahrung vor jedweden Schwierigkeiten sei, schiebt die innige Gottesrede aus dem Propheten Jesaja gleich einen Riegel vor: Hindernisse, auch ganz konkrete beim Rückweg in die Heimat, bleiben nicht aus. Doch Gott ist gegenwärtig, selbst wenn das Wasser bis zum Hals steht und Feuer am Dach ist, selbst wenn er fern scheint.
Auch für unsere Pastorenfamilie bahnte sich eine neue Zukunft an, mit der keiner gerechnet hätte. Mitten im kalten Krieg, in Situationen, in denen meinen Eltern das Wasser bis zum Hals stand.
Da kam das Jahr 1976, in dem für meine Eltern und meine fünf Geschwistern ein neues Leben in einer freien Welt begann.
„Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst“. Zuallererst und noch immer gilt dieses Wort dem zerstreuten Volk Israel in der Bedrängnis konkret zugesagt - Gott verbürgt sich dafür, alle Hebel in Bewegung zu setzen, um Neues zu schaffen. Zuspruch und Anspruch für jede und jeden Einzelnen, sich auf die Verheißung Gottes einzulassen und aufzubrechen, Neues zu wagen.
Ja, in diesem Sinn darf dieser Abschnitt aus dem Jesaja auch dann gelesen und ausgelegt werden, wenn sich Christinnen und Christen ihrer Taufe erinnern und vergewissern - dessen, dass Gott jede und jeden Einzelnen beim Namen gerufen hat, in die Gemeinschaft hinein, dass er sich jeder und jedem liebevoll zugewendet hat ohne jedes eigene menschliche Zutun.
„Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst“. Zuallererst und noch immer gilt dieses Wort dem zerstreuten Volk Israel in der Bedrängnis konkret zugesagt - Gott verbürgt sich dafür, alle Hebel in Bewegung zu setzen, um Neues zu schaffen. Zuspruch und Anspruch für jede und jeden Einzelnen, sich auf die Verheißung Gottes einzulassen und aufzubrechen, Neues zu wagen.
Ja, in diesem Sinn darf dieser Abschnitt aus dem Jesaja auch dann gelesen und ausgelegt werden, wenn sich Christinnen und Christen ihrer Taufe erinnern und vergewissern - dessen, dass Gott jede und jeden Einzelnen beim Namen gerufen hat, in die Gemeinschaft hinein, dass er sich jeder und jedem liebevoll zugewendet hat ohne jedes eigene menschliche Zutun.
Nicht alle Hindernisse auf dem Lebensweg sind damit ausgeräumt, aber Gottes Gegenwart gerade dann zugesagt.
Im Rückblick kann ich sagen: Das hat meine Familie, aus der ich stamme, über mindestens drei Pastoren- Generationen gespürt: Mein Vater als Pastor in der DDR, mein Großvater im Kirchenkampf des dritten Reiches, mein Urgroßvater in Schlesien der Vorkriegszeit. Ihr geistliches Erbe war: Sei wachsam, sieh genau hin, übernimm Verantwortung und fürchte dich nicht, denn Gott ist bei uns. Briefe, Denkschriften und auch die mündlichen Erzählungen aus diesen vergangenen Zeiten haben es belegen es.
In meinen Jahren als Pastorin gab es keinen Kirchenkampf oder ähnliches. Es bahnten sich etwas ganz anderes an: Die Entkirchlichung unserer Gesellschaft. Jetzt im Jahr 2023 ist dieser Prozess voll im Gange.
Und doch war die Zeit als Pastorin eine wirklich gute Zeit, eine Zeit, die zu mir passte.
Es war eine Zeit voller Ideen und Veränderungen. Es gab immer viele Menschen, die mitmachten und Lust hatten etwas zu gestalten. Es war eine Zeit, in der Neues entstand. Und ich bin dankbar für die Jahre in Hankensbüttel und in Knesebeck. Es gab immer einen aktiven Kirchenvorstand, der offen war für einen Spagat zwischen alt und neu. Es waren Menschen in Kunst und Kultur, Politik, der Wirtschaft, den Vereinen, in der Schule und im Kindergarten, die sich nicht scheuten gemeinsam mit der Kirche etwas zu gestalten.
Es war die Fülle des Lebens, die wir gelebt haben. Höhen und Tiefen, Ruhe und Stress, Lachen und Weinen, Verstehen und Nichtverstehen. Es war eine Zeit wie in einer intakten Familie, in der die Unterschiedlichkeiten respektiert werden und man wertschätzend miteinander umgeht.
Ich war gern hier Pastorin und sagen den Menschen in Knesebeck, Vorhop, Transvaal, Schönewörde und Eutzen Danke dafür, dass ich ein Teil von Euch sein konnte.
Ich war gern hier Pastorin und sagen den Menschen in Knesebeck, Vorhop, Transvaal, Schönewörde und Eutzen Danke dafür, dass ich ein Teil von Euch sein konnte.
Fürchte Dich nicht! (Jes 43,1b)
Dies Verheißung Gottes gilt einer Gemeinschaft - aus allen Teilen der Erde! Sie mögen aus der Beziehung zu ihm, ihrem Gott, den Mut schöpfen, um aufzubrechen und mutig und entschlossen als Söhne und Töchter Gottes ihren Weg zu gehen.
Und etwa 600 Jahre später, nach diesen Worten des Jesajas, wird der Apostel Paulus formulieren: „Ist Gott für uns, wer kann wider uns sein?“ (Röm 8, 31).
Diese Zusagen unseres Gottes möge uns alle geleiten in den Zeiten des Wandels.
Dankbar blicke ich zurück und freudig nach vorne, denn immer noch gilt für jede und jeden von uns: „Fürchte Dich nicht.“
Mit diesen Worten verabschiede ich mich ganz herzlich von Ihnen und Euch.
Pastorin Christina vom Brocke
Licht und Frieden in der Nacht
Liebe Gemeindeglieder!
Das Rad des Jahres kommt im November/ Dezember so langsam zum Stillstand. Diese Zeit gibt uns die Möglichkeit, der Hektik des Alltags zu entfliehen. Gerade die Adventstage laden dazu ein.
Die Adventszeit verbreitet einen besonderen Zauber. Wir haben ihn in unserer Kindheit erlebt und er erwacht von neuem, wenn sich der 1. Advent nähert. Sicher verlieren wir im Laufe der Jahre viel vom Staunen und der Unbeschwertheit eines Kindes. Unsere Sorgen, Krankheiten und Traurigkeiten verschwinden nicht, aber ich verspüre doch, dass die die Adventszeit und die Weihnachtsbotschaft uns eine positive Perspektive schenken kann.
Wenn ich über einen der zahlreichen Weihnachtsmärkte gehe, dann zieht mich diese unvergleichliche Mischung unterschiedlichster Düfte und Genüsse in ihren Bann. Ich verweile in dieser bunten, fröhlichen Welt, die immer wieder neu und ungewohnt ist und doch ein Gefühl der Vertrautheit beschert. Ich tauche in eine Welt der vielen Lichter und Genüsse ein, die mich sogar ein wenig „nach Hause“ kommen lässt.
„Nach Hause“ kommen, das ist es, was das Kind von Bethlehem allen schenken will. Es hat viele wunderbare Genüsse für unsere Seele bereit.
Die Weihnachtsgeschichte ist leicht und verständlich. Lesen sie doch einfach mal selber nach und entdecken Sie den Zauber des Geschehens. Sehen Sie sich die einzelnen Menschen an, Maria und Joseph, die Hirten, die Wirtsleute, die Weisen, den König Herodes … Alle haben sich irgendwie auf die Nähe der Heiligen Nacht eingelassen. Sie haben sich aus ihrem Trott herausholen lassen.
Machen wir es doch so wie die Menschen im Umfeld der Weihnachtsgeschichte und lassen uns auf die Nähe der Heiligen Nacht ein.
So sehr wir den Stress in unserem Leben oft schon als unvermeidbar akzeptieren, so kann die Advents- und Weihnachts-Zeit ein Gegenpol sein.
Verlassen wir einmal die eingefahrenen Gleise und gehen andere Wege.
Wir werden sicher dabei ein Geschenk erhalten, das auf seine eigenen Weise sehr wertvoll ist.
Ich wünsche uns allen das Licht und den Frieden der Heiligen Nacht.
Ihre Pastorin Christina vom Brocke
Vom Schrittzähler und der blühenden Blume - Impulsgedanke
Liebe Gemeindeglieder,
haben Sie auch einen Schrittzähler? Einmal befestig, zählt er jeden Schritt, der gemacht wird. Meine Freundin ist begeisterte Schrittzähler -Trägerin, sie meint, das funktioniert wunderbar. Sie geht jetzt viel mehr zu Fuß. Das ist gut für Herz und Kreislauf. Und zur Belohnung wächst auf ihrem Display eine Blume. Man nennt das Self-Tracking, also Selbstvermessung. Echte Selftracker messen auch noch ihre Schlafzeiten, oder Körperfettanteile oder …
Das wollte ich auch mal ausprobieren und habe mir den Schrittzähler meiner Freundin umgetan. Das funktionierte prima, wir gingen spazieren und die Blume blühte. Anschließend haben wir uns eine gemütliche Kaffeezeit gegönnt und die Blume welkte. Das war nicht so schön. Also habe ich überlegt, ob wir vielleicht den Kaffee während eines Gartenrundganges trinken könnten. Das war ganz erheiternd und die Blume blühte auf dem Schrittzähler. Ich war begeistert.
Zuhause angekommen war meine Begeisterung aber schon in sich zusammengefallen. Ich merkte schnell, dass mich so ein Schrittzähler unter Druck setzen würde.
Ich sitze nun mal gern gemütlich mit meiner Freundin beim Kaffee zusammen. Dafür hat der Schrittzähler kein Verständnis, auch nicht für die langen Telefonate mit meiner Tochter. Oder für die Zeit einer Meditation und Gebetsstille. Bei Stillstand verwelkt die Blume. Das mag die eine und den andere überhaupt nicht stören, aber ich fühlte mich von dem Gerät irgendwie unter Druck gesetzt. Das wollte ich nicht.
Und ganz offen gesagt, was mein Leben ausmacht, das lässt sich nicht objektiv bewerten oder messen. Nicht die Liebe, nicht meine Vergänglichkeit, nicht mein Glauben und meine Beziehungen. So versuche ich, auch ohne Schrittzähler gesund zu leben.
Doch das Messen von dem, was ich tue will ich trotzdem nicht aufgeben. Gern möchte ich ermessen was meinem Herzen wichtig ist. Dafür brauche ich kein Gerät. Denn ein Maßstab ist bereits in der Bibel formuliert. Es ist das höchste Gebot des Lebens: Du sollst Gott lieben, von ganzem Herzen und von ganzer Seele, und deinen Nächsten wie dich selbst.
Und meine Belohnung?
Dass meine Seele zufrieden ist und sogar im Sitzen erblüht. Und die meines Gegenübers hoffentlich auch.
Ihnen wünsche ich eine gesegnete Herbstzeit,
mit viel Freude an den Farben der Natur;
und vielen schönen Begegnungen mit lieben Menschen;
mit viel Freude an den Farben der Natur;
und vielen schönen Begegnungen mit lieben Menschen;
Pastorin Christina vom Brocke
Sommergedanken
Sommerfrage: Haben unsere Sorgen auch Ferien?
„Seid ohne Sorge, und habt keine Angst!“ forderte Jeus seine Jünger auf. „Vertraut Gott, und vertraut mir! (Joh 14,1)
„Mach dir keine Sorgen, habe keine Angst, vertraue Gott, vertraue Jesus.“ Unzählige Male habe ich meinen Vater diese Worte sagen gehört. Oft stand er kurz vor der Verhaftung als Spreewald-Pfarrer in der damaligen DDR. Was sollte dann aus uns werden, was würde mit seiner Familie geschehen?
Ich erinnere mich an viele Tage und Nächte, die von solchen Sorgen bestimmt waren.
Viele Jahre später, als ich selbst Mutter war, da waren auch bei mir diese Art der Sorgen da. Als die Kinder klein waren: Mache ich alles richtig? Werden sie wieder gesund? Finden sie gute Freunde? Dann die Zeiten, als sie größer und schließlich erwachen wurden: schaffen sie es durch die Ausbildung zu kommen? Werden sie den richtigen Partner finden? …
Eines Nachts, als ich mich mit solchen Gedanken herumwälzte, hatte ich einen Traum. Ich träumte eine Situation aus meiner Kindheit, eine schwierige Situation, in der ich allein war. Ich hatte das Gefühl, als sei in mir ein See voller Tränen.
Der Traum hat mich sehr beschäftigt. Mir wurde klar, dass meine übermäßige Sorge aus einer Situation in meiner Kindheit herrührte. Gott zeigte mir in diesem Traum die Wurzel des Problems, und ich konnte sie ausreißen. Nach dem Motto: alles hat seine Zeit. Auch „Ausreißen“ hat seine Zeit. Denn dann kann neues wachsen. Und in mir wuchs neues Vertrauen in die Kraft Gottes.
Ich konnte erleben wie Ruhe und Frieden in mein Herz einzogen.
Nach und nach erlebte ich, wie ich auch in wirklich schwierigen Situationen plötzlich die Kraft des Vertrauens in mir spürte, die mich durch viele schwierige Zeiten hindurchtrug.
Mit jeder dieser Erfahrungen dachte ich, ich hätte das Vertrauen nun ein- für allemal gelernt. Jetzt weiß ich, wie es geht, dachte ich, das nächste Mal bleibe ich gleich ganz ruhig. Aber so ging das nicht und so geht das nicht.
Jede neue schwierige Situation fordert mein Vertrauen in die Kraft Gottes neu heraus. Und ich wende mich immer wieder an Gott: Herr, was nun?
Dann spüre ich tief in mir die Antwort: „Liebe Christina, habe ich dich schon jemals im Stich gelassen oder dir nicht geholfen?“
Kleinlaut muss ich dann antworten: „Nein, Herr, noch nie.“
Liebe Leserinnen und Leser,
Wenn ich an diesem Punkt angelangt bin, dann machen meine Sorgen Ferien.
Ich wünsche Ihnen eine erholsame Sommerzeit.
Eine Zeit voller funkelnder Momente;
Eine Zeit der Fülle und Freude;
Eine Ferienzeit vom Alltag!
Pastorin Chr. vom Brocke, Knesebeck
Jesus sagt Nein
Liebe Gemeinde.
Jesus hat nur einmal "Nein" gesagt. Er hat Widerstand geleistet, ja sogar Gewalt angewendet. Christen werden ja betrachtet als friedlich und auf den Frieden ausgerichtet. Ja, das stimmt. Aber eben nicht ganz.
Es heißt bereits bei Friedrich Nietzsche (Dort na klar in ironischem Ton) von Jesus, dass er zu allem immer sein Ja gesagt hat. Als Sohn Gottes auf die Erde kommen und den Menschen gleich werden? Ja. Geboren werden in einem mickrigen Tierstall, Leben als Wanderer auf den Straßen, immer die Kranken, Verlorenen und Belasteten zusammensammeln und versorgen? Ja. Eigenes dabei ganz zurück stellen? Ja. Einen Verräter bei den eigenen Jüngern aushalten? Ja. Am Kreuz wehrlos den Tod erleiden? Sogar diese allerletzte und höchste Konsequenz? Ja, Jesus bejaht auch das. Und dies sind nur wenige Beispiele. Es gäbe noch mehr.
Aber er hat trotzdem auch ein einziges Mal nein gesagt. Noch dazu hat er sich der Gewalt bedient, um seine Position zu verdeutlichen. Er hat eine Peitsche genommen und damit zugeschlagen. Gemeint ist die Tempelaktion (Mt 21; Mk 11, Lk 19, Joh 2). Es sind bloß 2 oder 3 Verse, aber sie stehen in allen vier Evangelien drin. So wichtig ist also der Inhalt.
Jesus beobachtet Händler im Tempel. Geldwechsler. Opfertier-Verkäufer, und ihm reißt der Geduldsfaden. Jesus nimmt die Peitsche und schlägt auf die Wechsler ein. Er wirft ihre Tische um und wirft sie aus dem Tempel. Hier nicht! Hier will er den ganzen Handel nicht sehen. Der Tempel soll ein Haus sein zum Gebet und nicht zum Handel, zum Gespräch mit Gott, nicht für menschliches Geld und Schachern. Und dafür ist Jesus auch Gewalt recht. Keine Gnade. Mit der Peitsche drauf (Joh 2,15), und das obwohl er gerade vorher auf einer großen Hochzeit Wasser in Wein verwandelt und somit für den feuchtfröhlichen Fortgang des Festes gesorgt hatte. Warum macht er das?
Jesus lehnt die gängige Praxis des Tempels ab. Kein Münzentauschen gegen Gebühr, kein Verkauf von Opfertieren und so weiter. Jesus sagt, dass der Tempel ein Bethaus und kein Kaufhaus ist, und da hat er ja fraglos recht: Münzen und Tauben haben eben wenig mit meinem Gebet, meinem Gespräch mit Gott zu tun. Es sind bloße gewohnte Handlungen des Kultes. Alles austauschbar. Aber mit Beten hat das noch nix zu tun. Kann man trotzdem tolerieren und hinnehmen, denn beten kann man im Tempel ja trotzdem immer noch. Jesus aber nimmt nicht hin, sondern schmeißt die Tische um.
Musste diese Gewalt Jesu denn wirklich sein? Gewalt erzeugt neue Gewalt. Denn es könnte doch gut sein, dass er gerade mit dieser Tempelaktion die Hohepriester erst richtig verärgert hat. Denn hier geht's ja um die Geldquelle des Tempels.
Nochmal gefragt: Hat Jesu das wirklich gemacht? In der Bergpredigt hat er doch immer Frieden, Frieden gepredigt. Hält er sich nicht mehr an seine eigenen Aussagen?
Jesus erklärt es an anderer Stelle so: „meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt.“ (Joh 14,27) Jesus will Frieden, aber dabei soll die Wahrheit ans Licht kommen und das Gebet zu Gott im Mittelpunkt stehen. Jesus will Frieden unter den Menschen und mit Gott gleichermaßen. Dahin ist es noch weit.
P.S.: Haben Sie schon mal das letzte Gedicht von Wolfgang Borchert „Sag nein“ gelesen?
Pastor Florian Herterich
Kirchgasse 2 * 29378 Wittingen Zasenbeck * 05836-1286 oder 0171-3657918
Neu anfangen
Neu anfangen – Jeremia 31,31-34
Liebe Leserinnen und Leser,
in den letzten beiden Jahren war viel eingeschränkt, was wir sonst gerne machen, „Corona-bedingt“: der Besuch bei Freunden und Familienangehörigen, der Ausflug
mit der Familie, Konzerte, Theater, Reisen, das soziale Jahr im Ausland, ... . Sie haben wahrscheinlich alle Ihre ganz persönliche „Streichliste“. Manches hört ja nicht ein für alle Mal auf, es pausiert, ist bereit für den Neuanfang.
mit der Familie, Konzerte, Theater, Reisen, das soziale Jahr im Ausland, ... . Sie haben wahrscheinlich alle Ihre ganz persönliche „Streichliste“. Manches hört ja nicht ein für alle Mal auf, es pausiert, ist bereit für den Neuanfang.
Aber wie fange ich etwas neu an?
Einfach weitermachen „wie vorher“? Was ist mit mir, mit uns geschehen in der Zwischenzeit? Welchen Zuwachs an Erfahrungen gab es? Welche Chancen könnten in diesem neuen Anfang liegen?
Nochmals neu anfangen im Leben – einen Schlussstrich ziehen unter Streit und Zwistigkeiten, neu anknüpfen an zerbrochene Beziehungen, sich neue Ziele setzen nach der Pensionierung.
Manchmal spüren wir den Zauber, der den neuen Anfängen innewohnt: im neuen Lebensabschnitt, auf der neuen Stelle, in der neuen Wohnung.
Nochmals neu anfangen im Leben – einen Schlussstrich ziehen unter Streit und Zwistigkeiten, neu anknüpfen an zerbrochene Beziehungen, sich neue Ziele setzen nach der Pensionierung.
Manchmal spüren wir den Zauber, der den neuen Anfängen innewohnt: im neuen Lebensabschnitt, auf der neuen Stelle, in der neuen Wohnung.
Doch nicht immer kann ich aus eigener Kraft neu beginnen. Ich brauche manchmal jemanden, der mir diesen Neuanfang ermöglicht, der das erlösende Wort spricht: „Komm, lass uns noch einmal neu beginnen.“
Die Bibel überliefert Worte aus dem Mund des Propheten Jeremia.
Sie handeln davon, wie Gott seinem Volk, dem Volk Israel, einen neuen Anfang schenkt. So überliefert das Jeremiabuch, Kapitel 31, Vers 31-34.
Ein neuer Anfang und das in einer Situation, die fast aussichtslos erscheint: Der Tempel in Jerusalem ist zerstört. Die Babylonier haben die Stadt erobert und das Heiligtum in Schutt und Asche gelegt. Die Oberschicht wird ins Exil nach Babylon verschleppt. Der Prophet hat sie alle gewarnt: den König, die Mächtigen und Einflussreichen. Immer wieder hat Jeremia das Unrecht beim Namen genannt und dies im Auftrag Gottes: „Ihr unterdrückt die Armen und bereichert euch auf ihre Kosten. Ihr fragt nicht nach Gottes Geboten, sondern handelt nach euren eigenen Maßstäben von gut und richtig. Alle Warnungen schlagt ihr in den Wind.“
Die Katastrophe, die Jeremia vorhergesagt hat, tritt tatsächlich ein. Nun könnte Gott sagen: Das habt ihr davon. Auch der Prophet könnte schadenfroh sein. ABER so ist es nicht.
Gott, die Kraft des Lebens will das Gute, steht für das Gute und fängt immer wieder neu an: Jeden Morgen, jedes Frühjahr und er gibt durch den Propheten Jeremia die Zusage: „Wo ihr nur das Ende seht, sehe ich weiter.“
Nun - Welch große Chancen haben wir auch jetzt, in den kommenden Monaten!
Wir können alle darüber nachdenken, was uns durch diesen Neuanfang möglich ist. Leben wir auf Kosten anderer und der Natur, oder sehen wir einander?
Dafür möchte ich uns einen Hinweis auf Gottes Tröster-Geist geben, sein Versprechen gilt: „Ich bin bei Euch, damit ihr Leben könnt, damit ihr neue Kraft bekommt – für euren Weg, für euer Miteinander.“
So ist Gott unter uns, mitten in unserem Alltag: Kraft, die uns hilft, unseren Weg zu gehen, Kraft, die uns auch neue Wege gehen lässt, Gottes Geist ist in unseren Herzen. Es gilt diese zu aktivieren.
Dass dies gelingt, das wünsche ich Ihnen und mir und unserer Welt.
Ihre Pastorin Chr. vom Brocke
Der neue Bund – Jeremia 31,31-34
31 »So spricht der HERR: Es kommt die Zeit, in der ich mit dem Volk Israel und dem Volk von Juda einen neuen Bund schließe.
32 Er ist nicht mit dem zu vergleichen, den ich damals mit ihren Vorfahren schloss, als ich sie bei der Hand nahm und aus Ägypten befreite. Diesen Bund haben sie gebrochen, obwohl ich doch ihr Herr war!
33 Der neue Bund, den ich dann mit dem Volk Israel schließe, wird ganz anders aussehen: Ich schreibe mein Gesetz in ihr Herz, es soll ihr ganzes Denken und Handeln bestimmen. Ich werde ihr Gott sein, und sie werden mein Volk sein.
34 Niemand muss dann den anderen noch belehren, keiner braucht seinem Bruder mehr zu sagen: ›Erkenne doch den HERRN!‹ Denn alle – vom Kleinsten bis zum Größten – werden erkennen, wer ich bin. Ich vergebe ihnen ihre Schuld und denke nicht mehr an ihre Sünden. Mein Wort gilt!
Weihnachten zu Hause
An Weihnachten fahren wir nach Hause. Wenn es irgend geht. Mit Bus und Bahn und Auto quer durch die Republik. Das ist wie eine kleine Völkerwanderung.
An Weihnachten zu Hause sein- zusammen mit den Lieben, zu denen man gehört- das ist fast so etwas wie ein ungeschriebenes Gesetz. Schön, wenn es einem gelingt. Schlimm, wenn man das nicht kann.
Was tun, wenn man grade mal nicht weiß, wo das denn ist- das „zu Hause“? Weil der Mensch, der das zu Hause war, nicht mehr da ist? Weil man ganz weit weg von zu Hause ist? Was dann?
Dann sind Sie mitten drin in der wahren Weihnachtsgeschichte. Die ist nämlich alles andere als heil. Und die Hauptpersonen, die sind eben auch nicht zu Hause, sondern von zu Hause weg auf dem Weg nach Bethlehem. Da müssen sie hin, Regierungsbeschluss.
Maria und Josef sind auch alles andere als ein heiles Paar. Denn Maria ist schwanger, aber Josef ist sich sicher, dass da was nicht stimmt. Doch er steht zu ihr. Und so kommt Jesus auch nicht in einem gemütlichen Wohnzimmer mit Weihnachtsbaum zur Welt, sondern einen zugigen Stall.
Und dort, genau dort passiert es. Dass alles sich ändert. Dass es hell wird- im Stall und im Herzen von Josef, und von den armen Leuten, die da eben mal vorbeikommen und in der Welt.
Dieses Kind verändert alles. Deshalb gibt es auch eine Zeitrechnung vor Christi Geburt und nach Christi Geburt. Die viele Leute sehen die Dinge durch Christi Geburt mit anderen Augen.
Und so kommt Gott in der Fremde auf die Welt. Und macht das Fremde zur Heimat. Deshalb sind wir an Weihnachten zu Hause - egal wo wir sind – wenn wir uns neben die Hirten an die Krippe stellen.
Ich wünsche Ihnen eine wunderschöne und gesegnete Weihnachtszeit!
Ihre Pastorin Christina vom Brocke
Summertime - Sommerzeit
Sommerzeit und irgendwie wird das Leben leicht.
Im Sommer spielt sich viel im Freien ab. Da gibt es Konzerte und Events, Treffen mit Freunden zum Grillen. Die Kinder haben Schulabschlussfeiern und zelten.
Menschen sitzen in Parks, am See, im Garten, auf den Balkonen.
Abends kommen Kerzen auf die Tische. Dazu ein gutes Glas Wein und Plaudereien bis in die Nacht hinein.
Sommerzeit heißt Leichtigkeit.
„Mal raus aus der Mühle des Alltags“, das braucht unsere Seele.
Ich persönlich liebe es, an lauen Sommerabenden unter der alten Buche in unserem Pfarrgarten zu sitzen. Ein leichter Wein und ein gutes Gedicht schenken mir eine wunderbare Auszeit.
Nicht die großen, schweren und an Worten satten Gedichte mag ich,
sondern leichte Gedichte. Texte aus Worten, die säuseln wie das Blätterdach der alten Buche. Worte, die in meine Seele fallen, ohne die Anstrengung des Denkens.
Tina Willms ist eine zeitgenössische Lyrikerin, eine Meisterin solcher Texte. Lesen Sie selbst:
Sommer
Im Sommer fließt Gottes Liebe über.
ER verschwendet sich an uns.
Den Blumen gibt ER Farben und Duft.
Dem Sonnenlicht schenkt ER Wärme und Kraft.
Im Rauschen des Bachs klingt ein leises Lied
Und die Wipfel der Bäume wiegen sich sanft im Wind.
Der Sommer erzählt uns von Gottes Liebe:
Großzügig, verschwenderisch, leise und sanft:
so verschenkt ER sich an uns.
Sommer – die Erlaubnis, sich leicht zu fühlten:
Am Morgen schon einstimmen ins Lied der Amsel.
Den Tau unter den Füßen spüren, als könne
man auf seinem Glitzern gehen.
Rosenduft durch Nase und Seele wehen lassen.
Staunen über das Rot des Klatschmohns.
Die Sorgen an den Himmel werfen
Und mit den Wolken weiterziehen lassen.
Selbst Jesus hat sich ab und zu frei genommen. Die Seele und Beine baumeln lassen, ohne viel zu denken.
Solche Auszeiten wünsche ich Ihnen egal, ob zuhause oder auf Reisen.
„Mögen Sie einen Zipfel der Ewigkeit in den Händen halten“ (Zitat von Tina Willms).
Pastorin Christina vom Brocke
Liebe Gemeinde!
Tischgespräche
„Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist.“
Liebe Leserinnen und Leser!
Jetzt sind wir mitten im Frühling angekommen.
Es summt und brummt, blüht und wächst, es duftet – ja, es ist wunderschön draußen in der Natur.
Doch leider können wir mit unseren Freunden noch nicht an den Tischen sitzen, die Biergärten und Straßencafés besuchen.
Wir sind im 2. Jahr der Pandemie.
Ich weiß nicht wie es Euch/Ihnen geht.
Aber mir fehlen die Tischrunden, die Tischgespräche.
Mir fehlt das Gespräch, das einfach so dahinplätschert.
Ja - Wir Menschen brauchen die Gemeinschaft. Wie sagt es Gott: „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist.“
Gott hat uns auf ein reales DU angelegt, d.h. jeder Mensch braucht zur eigenen Entfaltung ein reales Gegenüber. Das kann nicht durch digitale Medien ersetzt werden. Darum spricht man ja schon von einer Coroana Generation.
Doch schauen wir mal in die Bibel, da gibt es immer gute Beispiele für das, was uns Menschen gut tut.
Da ist zum Beispiel der Zollbeamte Zachäus. Sein Sinnen und Trachten bestand darin, an seiner Zollstation guten Profit zu machen.
Natürlich kannte Zachäus auch den Star seiner Zeit.
Er kannte die Denkweise von Jesus.
Ja, er interessiert sich auch für Jesus.
Er klettert sogar auf einen Baum, um ihn sehen zu können.
Aber die Gedanken von Jesus lassen Zachäus kalt.
Erst als die beiden gemeinsam essen und trinken, denken und reden, da kommt Bewegung in Zachäus Gedanken. Und dann wird Zachäus aktiv. Er ändert sein Leben und ist glücklich damit.
Und genau so ist es, wir Menschen benötigen Tischrunden und Tischgespräche wie die Luft zum Atmen.
Solche Tisch - Geschichten fallen mir ein, wenn ich die leeren Stühle in den Schulen und Unis, in den Restaurants und Biergärten sehe.
Wenn ich von Vereinzelung, Vereinsamung oder einer Corona Generation höre.
„Ja, was ist das bloß für eine Zeit, in der wir leben?“ so fragen viele Menschen.
Eine Zeit des Umbruches ist das, in der Leben.
Und es ist m.E. die Herausforderung für jeden von uns, das rechte Gleichgewicht zwischen digitaler Welt und menschlicher Welt zu finden.
Ich jedenfalls freue mich auf die vielen Tischrunden, die hoffentlich bald wieder möglich sind,
- wenn die Stühle neben mir besetzt sind,
- wenn es laut hergeht und die Gespräche nur so hin und herfliegen,
- wenn sich gemeinsam neue Ideen entwickeln.
Und ganz gewiss werde ich die Tischrunden als wertvollen Schatz hüten,
ebenso wie den Satz: Es ist nicht gut, wenn der Mensch allein ist.
Vielleicht treffen wir uns ja mal in einer Tisch - Runde.
Bis dahin bleibt gesund/ bleiben Sie gesund
und Gottes Segen sei bei Euch.
Eure/ Ihre Pastorin Chr. vom Brocke
Liebe Gemeinde,
in vielen Gemeinden unseres Kirchenkreises Wolfsburg-Wittingen werden an den Ostertagen pandemiebedingt keine vor-Ort-Gottesdienste in gewohnter Weise stattfinden. Das wird als Mangel angesehen, zum Einen von denen, die am liebsten bisherige Traditionen behalten wollen, zum Anderen von vielen Menschen, die mit ihrem Bedürfnis nach ihrer Kirche, also nach Gebet, Gesang, Predigt, Gottes Wort und der Gemeinschaft der Glaubenden, derzeit keinen Ort haben können.
Fernsehgottesdienste können nicht alles auffangen, was in den Ortsgemeinden derzeit nicht geboten werden kann. Auch alle Mitmacher von Gottesdiensten erleben die Gegenwart als mangelhaft und beschwert: Neben den Pastor*innen wirkten einst die Kirchenvorstände in den Gottesdiensten mit, die Organist*innen, Lektor*innen und Prädikant*innen und ganz wichtig auch die Küster*innen. Aber das Gewohnte basierte eben auf Gemeinschaft und Gegenwart, nicht nur per Telefon zugeschaltet oder so. Und das Internet ist zwar für unsere Kirche eine bunte Spielwiese geworden, auf der sich spielerisch viel ausprobieren lässt, aber der Gottesdienst vor Ort, der fehlt einfach.
Obwohl er nicht wirklich fehlt, weil die Verkündigung auch der Ortsgemeinden teilweise und vorläufig von der Kanzel zu youtube umgezogen ist, weil der Gottesdienst in schriftlicher Form auf Papier zu Hause nachvollzogen werden kann, weil kleine Zusammenkünfte sich treffen können mit Anmelden und Abstand und nur in verkürzter Form.
Wir wollen dranbleiben. Dranbleiben an Gottes Wort, an seinem Geist in Jesus Christus. Das Gewohnte wird vielleicht wiederkommen, dann, wenn die Wellen abklingen und das Leben in der Öffentlichkeit wieder stattfinden kann. Dabei lernt die Kirche gerade erst, dass die alte Botschaft von Jesus Christus und seiner Auferstehung heutzutage überraschend bunt und anders auftreten kann, weil eben die Form variabel bleibt und nur der Inhalt, nämlich das Wort von der Auferstehung Gottes in Jesus Christus, bestehen bleibt. Aber vielleicht wundert sich der eine oder andere darüber, wie wir in diesen Zeiten uns überhaupt noch auf die Auferstehung einlassen können, Auferstehung, die wir weder sehen noch tasten können.
Die Zahlen der neuen Infizierten kommen täglich auf uns so wie eine letzte Wahrheit, aber wir warten dagegen auf das Osterlicht. Auf das Morgenlicht, das leuchtet. Auf den Anfang unseres Glaubens durch Christi Auferstehung.
Die Formen und Aktionen unserer Gottesdienste werden sich immer wieder anpassen und neu ausrichten an dem, was wir dann brauchen werden, aber der Grund, auf dem wir stehen, das ist Jesus Christus und sein Werk in Ewigkeit. Amen.
Pastor Florian Herterich
SPIRITELLES – to go!
„Meine Tochter, weil du so fest an mich geglaubt hast,
bist du gesund geworden.
Gehe in Frieden.
Du bist geheilt.“ Markus 5,34
Liebe Leserinnen und Leser!
Jedes Jahr im Januar sind die neuen Konfirmanden, das Team und ich nach Hanstedt I zur Konfirmandenfreizeit gefahren. Unsere Zimmer waren im ersten Stock des Tagungshauses. Wobei jedes Zimmer einen eigenen Namen hatte. Unten im großen Saal fanden unsere Treffen statt. Manchmal, wenn wir beginnen wollten, fehlte noch eine Zimmercrew. Dann riefen wir nur ‚Wichern‘ oder ‚Teersteegen‘, ‚Busch‘ oder ‚Spurgeon‘ und schon kamen die Nachzügler die Treppe runter.
Irgendwie hat es sich so ergeben, dass im ‚Spurgeon‘ Zimmer meistens sechs Jungen untergebracht waren. Und wie oft habe ich ‚Spurgeon‘ rufen müssen.
Von C.H. Spurgeon gibt es eine Geschichte, die Mut macht, auch in aussichtslos scheinenden Situationen das Vertrauen auf Gott nicht aufzugeben. Diese Geschichte möchte ich Ihnen heute als Gedankenanstoß mitteilen.
Begonnen hatte alles mit seinen Großeltern.
Spurgeons Großvater war ein cholerischer, verbitterter Mann. Die Großmutter hingegen war das ganze Gegenteil. Sie bat die Enkel, immer wieder für ihren Großvater zu beten.
Spurgeon – er war noch ein Kind – kam eines Tages, als es besonders schlimm war mit dem Großvater, zur Ansicht: „Das Beten hilft in diesem Falle nichts!“
Die Großmutter nahm daraufhin den jungen Spurgeon mit in die Küche und zeigte auf den Kalender. Sie sagte: „… Ein Kalenderblatt ist nicht schwer, aber der Kalender mit allen einzelnen Blättern wiegt schon etwas. So ist es auch mit den Gebeten, man darf nicht nachlassen. Dann werden sie gewichtig.“
Dass beeindruckte C.H. Spurgeon. Er betete weiter und erlebte, dass sich der Großvater beim Tod der Großmutter Jesus Christus zuwandte und selbst tief ergriffen andere Menschen zum Glauben führte.
In den letzten Monaten mag so mancher gedacht haben, dass das Beten nichts hilft. Viel verlangt uns die Pandemie ab. Jeden Einzelnen und der ganzen Welt. Viele Menschen in Deutschland erwarten wenig vom Glauben.
Doch ich möchte uns Mut machen, dranzubleiben am Gespräch mit Gott. Denn wer am Gespräch mit Gott festhält, der bekommt Kraft und Mut, wenn Hoffnung und Zuversicht sinken.
Im Beten, was ein Gespräch mit Gott ist, berührt Gott unser Herz. Und es verändert sich etwas in uns.
Wir sehen Licht statt Dunkelheit. Wir richten uns wieder auf. Und sehen hoffnungsvoll in die Zukunft so wie Spurgeons Großmutter und viele, viele Menschen.
Ja, das Beten hilft in jedem Falle etwas! Das Tun und Denken bekommen ein positives Vorzeichen.
Mit diesen Gedanken
wünsche ich uns allen ein hoffnungsvolles Jahr 2021!
Ihre Pastorin Chr. vom Brocke
Masken...
Masken tragen. Das ist das Los der Gesellschaft seit 4 Monaten? 6 Monaten? Wer auch immer Ende zur Persönlichkeit des Jahres gekürt werden wird, er oder sie wird Maske tragen. Den "Schnuten-Pulli". Das plattdeutsche Wort des Jahres. Wir schützen uns sichtbar gegen eine Gefahr, die man nicht sehen, nicht hören, nicht schmecken kann. Erst bei Covid-19-Infektion, da schmeckt man dann wirklich nichts mehr aufgrund des Geschmacksverlustes, der mit der Infektion einhergeht. Und die weiteren Symptome, die beunruhigen. Jede/n.
Mundschutze, die schweigend durch die Fußgängerzonen der großen Städte laufen, Abstand halten, diszipliniert sein. Was macht das alles mit unserer Gesellschaft? Das werden wir erst in ein paar Jahren verstehen.
Dazwischen einzelne Covidioten, die alles leugnen, voller Hass und, gegenüber den leider zahlreichen Covid-Opfern, irgendwie sehr zynisch, die sich wichtig machen und gesehen werden wollen, obwohl sie von der Wissenschaft nichts wissen und nichts lernen wollen.
Die Maske ist nicht ein Schutz für mich, sondern ein Schutz für meine Mitmenschen. Die Maske ist ein sozialer Schutz. Ein seltsamer Gedanke: Wer keine Maske trägt, ist mit seinem nackten Gesicht gerade der Egoist, der Zweifler, der Spalter, der vermeintlich eine vermeintliche Stärke demonstrieren muss. Die anderen verstehen, dass sie nicht allein sind auf der Welt, und dass jeder, dem wir begegnen, Respekt und Achtsamkeit und Würde verdient.
Das bisschen Masketragen ist nicht schlimm: "Lieber n Lappen vorm Gesicht, als n Zettel am Zeh." Oft gelesenes Zitat heutzutage. Richtig so. Meine Meinung, die Meinung von einem nicht systemrelevanten Vertreter der scheinbar irrigen Religion, ein Religiot.
Doch Christen halten sich nicht raus aus dem Geschehen, geben nicht klein bei, sind nicht die schweigende Masse. Christen hoffen auf einen neuen Himmel und - erst daraus folgend - auch eine neue Erde, geformt von Gottes Wort, vorgelebt und vorgezeigt und vorgeführt von Jesus Christus, unserem Retter. Liebe deinen Nächsten, wie dich selbst - achte auf deine/n Nächste/n, schütze sie, infiziere sie mit Liebe und Ehrlichkeit, mit Hoffnung und Hilfe.
Auf uns wartet viel Hartes und Schweres, gerade nach der Corona-Krise, möge sie bald überstanden sein. Für das alles, was sich jetzt schon endgültig ändert in unserer Kirche und in unserer Gesellschaft, dafür braucht es viel viel Mut und Kraft, und die Maske zu tragen - das ist schon mal ein Anfang.
Pastor Florian Herterich
Mundschutze, die schweigend durch die Fußgängerzonen der großen Städte laufen, Abstand halten, diszipliniert sein. Was macht das alles mit unserer Gesellschaft? Das werden wir erst in ein paar Jahren verstehen.
Dazwischen einzelne Covidioten, die alles leugnen, voller Hass und, gegenüber den leider zahlreichen Covid-Opfern, irgendwie sehr zynisch, die sich wichtig machen und gesehen werden wollen, obwohl sie von der Wissenschaft nichts wissen und nichts lernen wollen.
Die Maske ist nicht ein Schutz für mich, sondern ein Schutz für meine Mitmenschen. Die Maske ist ein sozialer Schutz. Ein seltsamer Gedanke: Wer keine Maske trägt, ist mit seinem nackten Gesicht gerade der Egoist, der Zweifler, der Spalter, der vermeintlich eine vermeintliche Stärke demonstrieren muss. Die anderen verstehen, dass sie nicht allein sind auf der Welt, und dass jeder, dem wir begegnen, Respekt und Achtsamkeit und Würde verdient.
Das bisschen Masketragen ist nicht schlimm: "Lieber n Lappen vorm Gesicht, als n Zettel am Zeh." Oft gelesenes Zitat heutzutage. Richtig so. Meine Meinung, die Meinung von einem nicht systemrelevanten Vertreter der scheinbar irrigen Religion, ein Religiot.
Doch Christen halten sich nicht raus aus dem Geschehen, geben nicht klein bei, sind nicht die schweigende Masse. Christen hoffen auf einen neuen Himmel und - erst daraus folgend - auch eine neue Erde, geformt von Gottes Wort, vorgelebt und vorgezeigt und vorgeführt von Jesus Christus, unserem Retter. Liebe deinen Nächsten, wie dich selbst - achte auf deine/n Nächste/n, schütze sie, infiziere sie mit Liebe und Ehrlichkeit, mit Hoffnung und Hilfe.
Auf uns wartet viel Hartes und Schweres, gerade nach der Corona-Krise, möge sie bald überstanden sein. Für das alles, was sich jetzt schon endgültig ändert in unserer Kirche und in unserer Gesellschaft, dafür braucht es viel viel Mut und Kraft, und die Maske zu tragen - das ist schon mal ein Anfang.
Pastor Florian Herterich